
Die Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung wurde auf Initiative von Menschen gegründet, die sich für den beschwerlichen deutsch-polnischen Dialog engagierten. Trotz der enormen Schwierigkeiten, die sich aus dem tragischen Erbe des Zweiten Weltkriegs und den über die Jahrzehnte hinweg angesammelten Vorurteilen und Ressentiments ergaben, setzten sie sich unermüdlich dafür ein, die Gräben zwischen der polnischen und der deutschen Gesellschaft zuzuschütten. Dazu gehörte die Auseinandersetzung mit unserer gemeinsamen Geschichte, das Eingeständnis von Unrecht, die Verurteilung der Täter und die Wahrung des Gedenkens an die Opfer.
Vor dem Hintergrund dieses Erbes sind wir uns der Herausforderungen, vor denen Polen und Ukrainer stehen, ausgesprochen bewusst. Wir wissen, wie viel an Geduld und tatkräftigem Einsatz es bedarf, um unermüdlich auf einen Dialog über unsere gemeinsame Vergangenheit hinzuarbeiten, der die Würde der Gesprächspartner achtet und zugleich auf Wahrheit basiert.
Gleichwohl wissen wir aus der Erfahrung des deutsch-polnischen Dialogs, wie sehr diesem Prozess Maßnahmen im Wege stehen können, die die Qualität der gegenseitigen Beziehungen nicht gebührend berücksichtigen.
Daher blicken wir mit großer Sorge darauf, dass gegenwärtig eine antiukrainische Rhetorik um sich greift, die die Geschichte instrumentalisiert und die Gesellschaften beider Länder gegeneinander aufbringt – all das in dem historischen Moment einer gemeinsamen, immensen Bedrohung, also der militärischen Aggression Russlands gegen die Ukraine sowie hybrider Angriffe auf Polen und andere westliche Länder.

Am 10. und 11. Oktober 2025 trafen sich in Krzyżowa die Mitglieder des Aufsichtsrates und des Stiftungsrates. Für die Mitglieder des Stiftungsrates war es die letzte Sitzung der laufenden Amtsperiode (2020–2025). Während des Treffens wurden gemeinsam die wichtigsten Herausforderungen, vor denen die Stiftung steht, diskutiert und die vergangenen fünf Jahre bilanziert.
Wir sprechen allen Mitgliedern des Stiftungsrates, deren Amtszeit nun endet, unseren herzlichen Dank aus – für fünf Jahre Engagement und Unterstützung der satzungsgemäßen Aktivitäten der Stiftung, für die fachliche Zusammenarbeit und den Beitrag zur Stärkung der Stabilität unserer Organisation.
Wir danken Ihnen für diese wertvolle Zeit der Zusammenarbeit und wünschen Ihnen alles Gute und viel Erfolg für Ihre weitere berufliche und gesellschaftliche Tätigkeit.
Weiterlesen: Der Stiftungsrat der Stiftung Kreisau zog eine Bilanz der fünfjährigen Tätigkeit

Im Jahr 2025 jährt sich der Briefwechsel zwischen den polnischen und deutschen Bischöfen zum 60. Mal – einer der bedeutendsten Versöhnungsgesten in der Nachkriegsgeschichte Europas. In ihrem Schreiben vom 18. November 1965 richteten die polnischen Bischöfe an ihre deutschen Amtsbrüder die Worte: „Wir gewähren Vergebung und bitten um Vergebung“ – und leiteten damit einen Prozess ein, der die Beziehungen zwischen Polen und Deutschland nachhaltig prägte.
Aus Anlass dieses Jubiläums beteiligt sich die Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung an einer Reihe von Veranstaltungen, die diesem historischen Moment gewidmet sind. Im Rahmen dieser Aktivitäten nimmt Dr. habil. Robert Żurek an zahlreichen Konferenzen, Symposien und Diskussionen über die Bedeutung dieser Geste teil.
📅 11. September 2025 – Berlin
Es fand das Symposium „60 Jahre Briefwechsel“ statt, organisiert von der Deutschen Bischofskonferenz und der Katholischen Akademie in Berlin.
Die Veranstaltung war der Bedeutung des Briefwechsels der Bischöfe für die Geschichte der deutsch-polnischen Beziehungen sowie seinem Einfluss auf den Versöhnungsprozess zwischen den Nationen gewidmet.
📅 13. September 2025 – Breslau (Wrocław)
Im Rahmen der Wallfahrt des Erzbistums Berlin hielt Dr. habil. Robert Żurek einen Vortrag mit dem Titel „Briefwechsel der Bischöfe von 1965 – historische Einordnungen“.
Das Treffen bot Gelegenheit, den historischen Kontext der Briefe und die Rolle der Kirchen im Nachkriegsdialog darzustellen.
📅 23. Oktober 2025 – Augsburg (kommende Veranstaltung)
Dr. habil. Robert Żurek wird an der Veranstaltung „Ein europäisches Wunder? Der polnisch-deutsche Bischofsbriefwechsel 1965 als Wegweiser für Frieden und Versöhnung“ teilnehmen, organisiert von der Katholischen Akademie in Bayern und dem Akademischen Forum der Diözese Augsburg. Unter den Podiumsteilnehmenden wird u. a. Prof. Dr. Gesine Schwan sein.
Diskutiert wird, wie die Briefe der Bischöfe heute Friedensprozesse und Versöhnungsinitiativen in Europa inspirieren können.
📅 4. November 2025 – Hamburg
Dr. habil. Robert Żurek nimmt an einer Podiumsdiskussion während des Jubiläumsabends in der Katholischen Akademie Hamburg teil.
Im Mittelpunkt des Gesprächs steht die Botschaft der Briefe im Kontext aktueller gesellschaftlicher und politischer Herausforderungen.
👉 www.kahh.de/programm/kalender
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Am 4. Oktober 2025 fand in Warschau die Feier zum 60. Jahrestag der Verkündung der Ostdenkschrift der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Botschaft der polnischen Bischöfe an ihre deutschen Amtsbrüder statt – zweier bahnbrechender Dokumente, die zu Meilensteinen im Prozess der deutsch-polnischen Aussöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg wurden.
Aus diesem Anlass wurde eine Konferenz mit dem Titel „60 Jahre später: Versöhnung in Zeiten der Unruhe“ organisiert, begleitet von einem Konzert, einem Gebet und einem ökumenischen Gottesdienst. An den Veranstaltungen nahmen Vertreterinnen und Vertreter von Kirchen, Wissenschaft, Politik und Medien aus Polen und Deutschland teil.
Die Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung hatte die Ehre, als Mitorganisator der Feierlichkeiten aufzutreten. Sie dienten als einzigartige Erinnerung an die Bedeutung von Dialog, Mut und Weisheit bei der Förderung des Friedens zwischen den Nationen.
Während der Konferenz wurde wiederholt betont, dass Versöhnung kein einmaliger Akt ist, sondern ein langfristiger Prozess, der Wahrheit, Reflexion und die Bereitschaft, der anderen Seite zuzuhören, erfordert.
Die Botschaft von vor sechs Jahrzehnten ist auch heute noch genauso aktuell.