In den Monaten Oktober und Dezember 2018 führte die Stiftung Kreisau ein Projekt durch, in dessen Fokus die Geschichte der heute in Kreisau/Krzyżowa lebenden Familien stand. Schon der Titel des Projekts „Bewohner: Beobachter – Erzählungen aus Krzyżowa“ weist auf die Einwohner des kleinen Dorfes in ihrer Rolle als Zeitzeugen hin.
Dank einer Förderung durch das Nationale Kulturzentrum Polens im Rahmen des Programms „Kultur-Interventionen 2018“ konnten wir in Zusammenarbeit mit dem Breslauer Zentrum „Erinnerung und Zukunft“ 10 Gespräche mit Einwohnerinnen und Einwohnern Kreisaus durchführen.
Die aufgezeichneten Zeugnisse dieser Personen füllen jedenfalls zu einem Teil eine Gedächtnislücke der Stiftung Kreisau: In den 90er Jahren sind im Rahmen des Projekts „Alltag in Kreisau/Krzyżowa / Fragen an Polen und Deutsche” Zeitzeugeninterviews mit ehemaligen Einwohner_innen des Dorfes geführt worden. Dabei war geplant, in einem zweiten Teil des Projekts Gespräche mit den heutigen Bewohner_innen des Ortes zu führen. Dieser zweite Teil des Projekts ist dann aber leider aus verschiedenen Gründen nicht verwirklicht worden.
Auch die Rückbegegnung der Schülerinnen und Schüler aus Israel und Polen im Rahmen des Projekts „A living bridge Haifa-Dzierżonów”, kofinanziert vom polnischen Ministerium für nationale Bildung liegt bereits hinter uns. Nach dem ersten Teil der Begegnung in Haifa fand der zweite Teil nun in Kreisau statt, wo sich die Jugendlichen angeleitet von den Bildungsreferenten_innen der Stiftung intensiv mit den historischen Verflechtungen zwischen Polen und Israel beschäftigten, ein zentrales Thema war dabei der Blick auf 70 Jahre seit Gründung des Staates Israel und 100 Jahre polnische Unabhängigkeit. Die Begegnung gab auch Gelegenheit zu Gesprächen über das Kulturerbe und jüdisches Leben in der Vergangenheit und heute in Niederschlesien und zu ganz konkreten Erfahrungen mit Traditionen, wie sie im Dezember rund um die Advents- und Weihnachtszeit einerseits und Chanukka andererseits gepflegt werden.
|English version below|
Das Projekt "A living bridge Haifa-Dzierżoniów" ist ein polnisch-israelischer Austausch von Gymnasiasten aus den Städten Haifa und Dzierżoniów. Wie bei jedem Austausch ist ein Ziel des Projekts, den interkulturellen Dialog zu stärken, einen Dialog der auf zuverlässigem Wissen über die Kultur und Geschichte des anderen Landes und eigenen Erfahrungen basieren soll.
Die Schulpartnerschaft Haifa – Dzierzoniow besteht schon einige Jahre, nachdem aber zumeist nur die israelischen Schüler_innen nach Niederschlesien gekommen sind gibt es in diesem Jahr wieder sowohl eine Hin- als auch eine Rückbegegnung. Zunächst reisen 12 polnische Schüler_innen nach Israel, im November kommen dann die israelischen Teilnehmer_innen nach Polen.
Es ist ein nicht alltägliches Projekt: polnische und deutsche Richter_innen treffen sich mit SchülerInnen aus beiden Ländern in Kreisau. Den Rahmen der Veranstaltung bildet die Justizpartnerschaft des Oberlandgerichts Braunschweig mit dem Bezirksgericht Breslau einerseits sowie die Schulpartnerschaft des KAV-Gymnasiums in Celle mit dem 1. Lyceum aus Konin.
In Kreisau werden sich die Teilnehmer_innen dieser intergenerationellen deutsch-polnischen Begegnung mit der deutsch-polnischen Geschichte und der Geschichte Kreisaus beschäftigen und auch Schweidnitz und Breslau besuchen, in Breslau steht dabei ein Besuch des deutschen Generalkonsulats auf dem Programm. Einen ganzen Tag lang aber wird im Rahmen eines Moot Courts gezeigt, was „Justizpartnerschaft“ ganz praktisch bedeutet – Rechtsfälle werden nach deutschem und polnischen Recht nachgespielt wobei die Schülerinnen und Schüler aktiv in die Verhandlungen mit eingebunden werden, sie übernehmen Rollen von Anwälten, Schöffen oder Zeugen. Im Anschluss gibt es dann Zeit für Rückfragen und Diskussionen.