Schulen in Deutschland, so wie in Polen, wechselten in den digitalen Unterrichtsmodus. Schüler_innen erhalten Aufgabensets für zu Hause; Manchmal wird die Kommunikation mit den Lehrer_innen durch Chats oder Videokonferenzen unterstützt.
Die Aufforderung in Isolation zu bleiben, hat riesige Konsequenzen nicht nur für die Arbeit der Schulen, sondern auch für die Projekte des Schüler_innenaustausches. Internationale Begegnungen werden abgesagt, Schüler_innen und Lehrer_innen müssen zu Hause bleiben. Es ist natürlich ein riesiger Verlust für alle, die auf ein Treffen mit Jugendlichen aus einem anderen Land ungeduldig gewartet haben. Ein Teil der Begegnungen wird höchstwahrscheinlich verschoben. Andere werden vermutlich nie stattfinden.
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Die COVID-19 Pandemie wird neben der Tatsache, dass sie ein relativ neues Phänomen ist, die Welt verändern. Wir sind Augenzeugen des Anfangs einer globalen Wirtschaftskrise und den damit einhergehenden politischen und sozialen Veränderungen. All dies wird auch die Situation für NROs und ihre angebotenen Aktivitäten verändern.
Die Veränderungen in den von Nichtregierungsorganisationen angebotenen Aktivitäten in Polen wurden bereits während der ersten Tage der Einschränkungen, die die Verbreitung des Virus verhindern sollen, deutlich bemerkbar. Viele, insbesondere lokal agierende Organisationen begannen Hilfsgruppen zu formieren. Sie engagieren sich in Initiativen wie z. B. „Widzialna ręka“ (sichtbare Hände): Facebook-Gruppen, die Hilfsangebote und -anfragen bezüglich des Alltags, wie z.B. Einkäufe tätigen oder mit dem Hund gehen, veröffentlichen. Andere Organisationen haben Aktionen gestartet, die das Nähen von Masken für Krankenhäuser oder für Risikogruppen beinhalten.
Hoffentlich bleibt es eine Momentaufnahme, Stand Anfang April 2020: Noch gibt es keinen Corona-Rettungsschirm für die außerschulische, non-formale Bildung in Deutschland. Dieser ist aber dringend notwendig, um eine über Jahrzehnte gewachsene Landschaft an Bildungsstätten, Vereinen, Stiftungen und Initiativen zu erhalten. Das deutsche System der politische Bildung (und verwandter Arbeitsfelder) setzt auf Pluralität, Unabhängigkeit und Subsidiarität. Für die demokratische Kultur und das zivilgesellschaftliche Engagement ist es daher eine unverzichtbare Ressource, die wir nach der Krise dringend brauchen werden.
Die Situation klingt dabei aus Kreisau leider nur allzu vertraut: Angesichts der Gefährdung durch das Coronavirus haben alle Träger im März ihr Angebot eingestellt oder angepasst. Zum Schutz der Gesundheit und aus Solidarität mit denjenigen, die von diesem Virus besonders gefährdet sind. Nach aktuellen Stand sind die Bildungsstätten bis Ende April geschlossen. Schon jetzt ist aber klar, dass Projekte weit über diesen Zeitraum hinaus ausfallen und Gruppen ihre Buchungen stornieren werden.
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Wir sind Augenzeugen einer außergewöhnlichen Erfahrung. Die globale Epidemie ließ uns nicht nur unser Leben verlangsamen, sondern schloss uns auch von alltäglichen Aktivitäten aus und zwang uns darüber hinaus dazu, über unsere Prioritäten nachzudenken und sie vielleicht neu zu definieren.
Es ist verständlich, dass wir Angst haben, vor allem davor, unsere Gesundheit und Arbeit zu verlieren. Das Virus der Angst verbreitet sich schneller als das Coronavirus, angeheizt durch die aufeinanderfolgenden Nachrichten in den Medien und die Unsicherheit, die es uns nicht erlaubt langfristig zu planen. Wir wissen nicht, wie lange die Epidemie dauern wird, es ist schwer, sich ihre Auswirkungen überhaupt vorzustellen. Wenn man darüber nachdenkt, verursacht es Ängste, Wut und manchmal sogar Aggression. Umso mehr sollten wir für solche Zustände sensibel sein, sie wahrnehmen und stoppen, bevor sie an Dynamik gewinnen. Die Unsicherheit ist das Schlimmste – wie lange wird es dauern?