Das Jahr 2020 wird uns wegen der COVID-19-Pandemie als ein sehr schwieriges Jahr in Erinnerung bleiben – als eine Zeit, in der das Schmieden von Plänen für die Zukunft der Sorge um die eigene Gesundheit und die der Angehörigen sowie der Angst um den Arbeitsplatz und das sichere Morgen weichen musste. Unter solchen Umständen musste sich die Tätigkeit der Stiftung Kreisau zwangsläufig ändern. Viele Pläne, die wir in diesem Jahr verwirklichen wollten, wurden auf später verschoben, bei vielen von ihnen mussten wir Veränderungen vornehmen oder nach anderen Möglichkeiten suchen, sie in die Tat umzusetzen.
2020 sollte für die Stiftung ein überaus fruchtbares Jahr sein. So rechneten wir mit einer rekordverdächtigen Anzahl von Projekten und Besuchern. Allein in dem Zeitraum von März bis Juni waren in Kreisau 69 mehrtägige Projekte vorgesehen, an denen knapp 3.000 Personen teilnehmen sollten. Es handelte sich dabei hauptsächlich um deutsch-polnische Schüleraustausche. Der Lockdown in Polen und in anderen Ländern Europas durchkreuzte all diese Pläne. Innerhalb weniger Wochen mussten wir die Art und Weise, wie wir an die Umsetzung unserer Projekte herangingen, bei denen doch die Jugendaustausche und Begegnungen von Menschen aus verschiedenen Ländern immer die wesentlichsten Bestandteile ausmachten, komplett ändern. In diesem Krisenjahr waren wir gezwungen, Lösungen für zwei Hauptprobleme zu finden: Wie soll die Stiftung Kreisau überdauern und wie kann sie trotz allem ihren Auftrag wahrnehmen.
Seit Oktober wir haben eine neue Freiwillige mit uns – Alicja. Woher kommt sie? Wieso hat sie sich entschiedet nach Kreisau tu kommen? Was ist ihr erste Eindruck? Darüber kannst du lesen in Alicja‘s kurze Selbstdarstellung.
Wir sind sehr froh das Alicja hat sich entschiedet ihre freiwillige Service hier mit und zu machen in Kreisau und wir hoffen es wird für sie kreativ und inspirierend Jahr.
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Am 12. November 1989 wurde in Kreisau eine Heilige Messe gefeiert, an der der polnische Ministerpräsident Tadeusz Mazowiecki und Bundeskanzler Helmut Kohl teilnahmen.
Angesichts der sehr schwierigen politischen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und Polen seit Ende des Zweiten Weltkrieges war diese von Vertretern beider Regierungen gemeinsam gefeierte Messe, Versöhnungsmesse genannt, von bahnbrechender Bedeutung für das bilaterale Verhältnis.
Von besonderem symbolischen Gewicht war dabei der Friedensgruß, den sich die beiden Regierungschefs während des Gottesdienstes reichten.
Seit einigen Tagen wird Polen von einer Welle von Protesten erschüttert, die durch das Urteil des Verfassungsgerichtshofs über die Unvereinbarkeit der aktuellen Vorschriften zur Abtreibung mit der Verfassung ausgelöst wurde. Ausmaß und Charakter der Proteste, wie auch die Reaktionen der Personen und Milieus, die diesen negativ gegenüber stehen, weisen darauf hin, dass wir Zeuge einer Fortsetzung und einer Eskalation des Prozesses der Polarisierung unserer Gesellschaft werden, der bereits viele Jahre andauert und der in immer stärkerem Maße eine gute Zukunftsperspektive von uns allen bedroht. Die Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung, die sich für ein friedliches Zusammenleben von Nationen, sozialen Gruppen und einzelnen Menschen einsetzt, beobachtet diesen Prozeß mit wachsendem Kummer und wachsender Sorge.
Abtreibung ist ein sehr kontroverses Thema, das starke Emotionen hervorruft. Die modernen Demokratien haben noch kein Musterlösungen gefunden, die in zufriedenstellender Weise zugleich das Leben vom Moment der Empfängnis an schützen, wie auch das Recht der Frauen nicht als Objekte behandelt zu werden und über sich selbst zu bestimmen wahren. Gerade wegen des konfliktträchtigen, polarisierenden Potenzials der Auseinandersetzungen über die Abtreibung und auch der grundlegende Schwierigkeit bei der Ausarbeitung angemessener rechtlicher Lösungen, ist das Thema mit einem sehr großen Verantwortungsbewußtsein zu behandeln.