Aktuelles

Mitteilung der Kopernikus-Gruppe

Der deutsch-polnische Gesprächskreis Kopernikus-Gruppe traf sich zu seiner vierzigsten Sitzung vom 24. bis 26. November 2022 in Warschau. Das vorliegende Arbeitspapier „Deutschland und Polen – das Vertrauen wiedererlangen“ fasst die gemeinsamen Überlegungen des Kreises zusammen.

 

Prof. Dr. Waldemar Czachur, Warschau

Prof. Dr. Peter Oliver Loew, Darmstadt

 

15.12.2022

Vom 24. bis 26. November 2022 fand eine Sitzung der deutsch-polnischen Kopernikus-Gruppe in Warschau statt. Diesem besonderen Gremium gehören Vertreter*innen der Wissenschaft und des Journalismus.


Das Ziel ihrer Gesprächsrunden ist die Identifizierung aktueller, fortwährender und potentieller Verständnis- und Verständigungsprobleme, Interessendivergenzen, Streitpunkte und Konflikte in den deutsch-polnischen Beziehungen. In einem nächsten Schritt werden in der Gruppe mögliche Wege der Regelung oder Lösungen diskutiert.

Der vorliegende Text ist der verschriftlichte Eröffnungsvortrag zur Veranstaltung „Verantwortung, Gemein-schaft, Europa. Das Erbe des Kreisauer Kreises heute“. Diese fand am 2.9.2022 im Haus am Dom in Frankfurt am Main in Zusammenarbeit der Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung, dem Deutschen Polen Institut, dem Haus am Dom und der Freya von Moltke-Stiftung für das Neue Kreisau statt.

 

Lektionen des Kreisauer Kreises

„Die geopolitischen Ferien sind zu Ende“, gab der polnische Diplomat Marek Prawda unlängst zu bedenken. Die Epoche des relativen Wohlstands und der Sicherheit, die uns in den letzten Jahrzehnten begleitet hat, neigt sich ihrem Ende zu. Es kommen neue Zeiten mit großen Herausforderungen. Das Vermächtnis des Kreisauer Kreises kann uns helfen, ihnen erfolgreich die Stirn zu bieten.

 

Dr. habil. Robert Żurek

 

TEIL I

Was den Kreisauer Kreis auszeichnete

 

An Pfingsten 1942 hat sich im niederschlesischen Kreisau eine sonderbare Gruppe von Menschen zusammengefunden. Menschen, die kaum hätten unterschiedlicher sein können was ihre Berufe, ihre soziale Stellung, ihre Weltanschauungen oder ihre politischen Sympathien angeht. Und es war kein Zufall, es war so gewollt, so war der Kreisauer Kreis.

Diesem Treffen folgten noch zwei weitere – im Herbst 1942 und dann an Pfingsten 1943. An diesen drei Treffen nahmen jeweils zehn bis elf Personen teil. Das waren nicht alle Mitglieder des Kreisauer Kreises, aber so viele durften sich unter den Bedingungen der Konspiration zusammenfinden, ohne gleich von der politischen Polizei entdeckt zu werden.

Der Kreisauer Kreis war eine zivile Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus. Die drei Treffen in Kreisau waren gewisse Höhepunkte seiner Tätigkeit, aber im Stillen hat der Kreis fast durchgehend vier Jahre sehr intensiv gearbeitet, von 1940 bis 1944. Noch vor dem 20. Juli 1944 wurde der Mitbegründer, Helmuth James von Moltke, verhaftet. Danach haben sich einige Mitglieder des Kreises an dem Umsturzversuch des 20. Julis beteiligt, am Ende wurden fast alle in Gewahrsam genommen und acht von ihnen von der Nazi-Justiz hingerichtet.

Mit dieser Themenstellung haben sich am zweiten Oktoberwochenende über 100 Teilnehmende des Bosch Alumni Forums in Kreisau befasst. Über Jahrzehnte hinweg hat die Robert Bosch Stiftung mit verschiedenen Bildungsprogrammen die Völkerverständigung und den Ausbau der Zivilgesellschaft im östlichen Europa unterstützt und internationale Begegnung und Austausch gefördert. Aus dem Netzwerk der Absolvent*innen ist der Verein MitOst entstanden, der an diesem Wochenende Co-Organisator war. Dass das Treffen in Kreisau stattfand, war kein Zufall. Insbesondere in den 2000er Jahren fanden viele Seminare in Kreisau statt und bis heute sind Kreisauer Mitarbeiter*innen und ehrenamtlich Engagierte Alumni der Bosch Stiftung und Mitglieder bei MitOst. So war es für sehr viele der Teilnehmenden eine Wiederbegegnung mit Kreisau. 

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