Die vergangenen Tage verwandelten sich in Kreisau zu einer einzigartigen Zeit der Besinnung, der Erinnerungen und des Dialogs. Die dreitägigen Feierlichkeiten zum 35. Jahrestag der Versöhnungsmesse in Kreisau versammelten Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Polen, Deutschland und weiteren Ländern, die gemeinsam das langjährige Engagement für die Aussöhnung und die deutsch-polnische Zusammenarbeit sowie die Förderung von Verständigung in Europa festlich begingen.
Freitag, 15. November 2024
Die Veranstaltung begann mit einer Konferenz, bei der die Ergebnisse des neuen Deutsch-polnischen Barometers vorgestellt wurden, sowie mit Diskussionen über die Rolle der Zivilgesellschaft bei der Gestaltung der Zukunft der deutsch-polnischen Beziehungen. Am Abend erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Konferenz die Möglichkeit, in Gruppengesprächen und während eines zusammenfassenden Forums Erfahrungen und Schlussfolgerungen auszutauschen.
Samstag, 16. November 2024.
Im Mittelpunkt der Feierlichkeiten am Samstag stand ein ökumenischer Gottesdienst, den Bischöfe der Römisch-Katholischen, der Evangelischen und der Evangelisch-Augsburgischen Kirche gemeinsam zelebrierten. Bischof Ignacy Dec und Bischof Waldemar Pytel leiteten die Liturgie und erinnerten daran, dass die zwischen Premierminister Tadeusz Mazowiecki und Bundeskanzler Helmut Kohl im Jahr 1989 ausgetauschte Friedensgeste ein Symbol der Vergebung und des Brückenbaus über historische Spaltungen hinweg darstellte.
Während der Feierlichkeiten wurden zuvor aufgezeichnete Reden der stellv. polnischen Außenministerin Henryka Mościcka-Dendys und der deutschen Bauministerin Klara Geywitz abgespielt. Ministerin Mościcka-Dendys betonte, dass die Versöhnungsmesse zu einem Grundstein der deutsch-polnischen Beziehungen geworden und Kreisau heute ein Symbol des Dialogs und der Zusammenarbeit sei – nicht allein für Europa, sondern für die ganze Welt. Ministerin Geywitz stellte demgegenüber fest, dass obgleich noch nicht alle Türen in den deutsch-polnischen Beziehungen geöffnet worden seien, dennoch dank der gemeinsamen Anstrengungen eine solide Vertrauensbasis geschaffen wurde, die unter anderem in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit ihren Ausdruck findet.
Im weiteren Tagesverlauf fanden u. a. Debatten über die Zusammenarbeit zwischen Regierungen, Kommunalverwaltungen und der Zivilgesellschaft statt, die von einer durch Prof. Krzysztof Ruchniewicz und Dr. Michael Groß vorbereiteten Zusammenfassung abgeschlossen wurden. Die Krönung des Abends bildete ein Festbankett, das Gelegenheit zum Feiern und zur Integration bot.
Sonntag, 17. November 2024
Der dritte Tag der Feierlichkeiten war den Erfahrungen des deutsch-polnischen Dialogs gewidmet. Die Begegnung mit Zeitzeugen erinnerte uns an die Herausforderungen, aber auch an die Erfolge in den Versöhnungsbemühungen. Ein wichtiger Punkt war auch die Unterzeichnung einer Absichtserklärung zur Zusammenarbeit zwischen Kommunalverwaltungen Polens und Belgiens im Bereich des Geschichtsunterrichts. Die Feierlichkeiten endeten mit einer von Fachleuten und Praktikern geleiteten Diskussion zum Thema der Bildung über die deutsch-polnischen Beziehungen.
Danksagung
Die Jubiläumsfeierlichkeiten waren nicht nur ein Anlass zum Feiern, sondern boten überdies die Gelegenheit zu Inspirationen für die weitere Arbeit zugunsten des Dialogs und der interkulturellen Zusammenarbeit. Wir danken allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern sowie unseren Partnern und Gästen für ihre Anwesenheit und ihre engagierte Beteiligung.
„Jede Generation muss stets aufs Neue Anstrengungen unternehmen, um die Zusammenarbeit und das gegenseitige Verständnis zu fördern. Öffnet Türen, reißt Mauern nieder, baut Brücken.“ – dieser im Verlaufe der Feierlichkeiten geäußerte Appell des Gemeindevorstehers von Świdnica/Schweidnitz, Bartłomiej Strózik, ist eine schöne Zusammenfassung des Jubiläums und zugleich ein Aufruf zur Fortsetzung dieser außergewöhnlichen Mission.
Kreisau soll auch in Zukunft ein Symbol des Dialogs, ein Ort der Begegnung und ein Raum bleiben, der Menschen über alles Trennende hinweg verbindet. Gemeinsam können wir dafür sorgen, dass die Zukunft Europas auf Werten basiert, die hier in Kreisau ein lebendiges Zeugnis der gemeinsamen Geschichte und des Mutes sind.