Mit tiefer Trauer nahmen wir die Nachricht vom Ableben Janisław Muszyńskis (9.10.1942-10.09.2020), des ersten nichtkommunistischen Breslauer Woiwoden, des Initiators und Organisators des Niederschlesischen Politik- und Wirtschaftsforums in Kreisau und eines langjährigen Freundes der Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung, auf.
Es ist der Weitsicht und Entschlossenheit von Janisław Muszyński zu verdanken, dass sich Kreisau fünfzehn Jahre lang (1999-2013) in das niederschlesische Davos verwandeln durfte, wo Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Nichtregierungsorganisationen und Kultur zusammenkamen, um Meinungen auszutauschen und voneinander zu lernen. Die Grundidee des Forums war es, eine Diskussion in Gang zu bringen und sie aufrechtzuerhalten – darüber, was zu tun ist, damit Niederschlesien ein guter Ort zum Leben wird. Bei allen möglichen Gesprächen über die Entwicklung der Regionen kam dies als Motiv sehr selten vor, Janisław Muszyński machte daraus aber ein grundlegendes Thema aller Auflagen des Niederschlesischen Politik- und Wirtschaftsforums in Kreisau. Es war eine Veranstaltung, mit der Kreisau die Aufmerksamkeit landesweiter polnischer Medien auf sich lenkte und ausländische Wirtschaftsvertreter anzog, viele von ihnen trugen dann zur Entwicklung der Region auf sehr greifbare Art und Weise bei, indem sie ihr Kapital investierten und Arbeitsplätze schufen.
Janisław Muszyński wollte, dass Niederschlesien als eine Region der deutsch-polnischen Versöhnung wahrgenommen wird – auch auf der Ebene gemeinsamer Aktivitäten zugunsten einer wirtschaftlichen Entwicklung Europas. Die transnationale Zusammenarbeit, die auch dem Leitbild der Stiftung Kreisau entsprach, war ein gemeinsames Ziel – sowohl der Stiftung und als auch Janisław Muszyńskis. So nehmen wir nun in tiefer Trauer Abschied von einem großen Freund Kreisaus – des Ortes, der Menschen und der Idee.
Unsere aufrichtige Anteilnahme gilt den Angehörigen und Freunden von Janisław Muszyński.
Die deutsch-polnischen Nachkriegsbeziehungen sind Thema der neuesten Septemberausgabe des Geschichtsmagazins „Mówią Wieki”. Einer der Autoren ist Dr. Robert Żurek, Vorstandsmitglied und Geschäftsführer der Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung, der hier den Artikel „Nicht nur der Brief der Bischöfe. Die Anfänge der deutsch-polnischen Versöhnung” beisteuert. Darin weist er darauf hin, dass „die deutsch-polnische Versöhnung ein historischer Prozess von enormer Bedeutung ist, die weit über die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts und die deutsch-polnische Bilateralität hinausgeht. Umso bemerkenswerter ist die Tatsache, dass er von unten eingeleitet und zunächst von unten verwirklicht wurde, entgegen dem Willen der politischen Eliten und der Mehrheit der [beiden] Bevölkerungen, unter sehr ungünstigen geopolitischen Voraussetzungen. Dies ist ein Beleg dafür, dass selbst die scheinbar wenig relevanten Aktivitäten einzelner Menschen und kleiner Gruppen den Lauf der Geschichte verändern können”.
Die Autoren der Septemberausgabe des Magazins „Mówią Wieki” blickten auf die Frage der deutsch-polnischen Beziehungen auch unter dem Blickwinkel der Wirtschaft, der Propaganda, der Bevölkerungsbewegungen, des Falls des Kommunismus, der Berliner Mauer und der Entstehung der „Solidarność“. Zu den Verfassern gehören u. a. Barbara Cöllen, Łukasz Jasiński, Tytus Jaskułowski, Jerzy Kochanowski, Peter Oliver Loew, Krzysztof Ruchniewicz, Joanna Wajdon, Dariusz Wojtaszyn, Klaus Ziemer und Rafał Żytyniec.
Weiterlesen: Robert Żurek über die deutsch-polnische Versöhnung im Geschichtsmagazin „Mówią Wieki”
Das Zentrum für Europäische Projekte (https://www.cpe.gov.pl/) stellt im Rahmen der Reihe „Funduszowe szlaki” (wörtlich: Mittelpfade; eine Sommerreihe, in der gezeigt wird, wie sich der Tourismus im polnischen Grenzgebiet dank EU-Mitteln verändert hat) die Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung und die in Kreisau tätige Internationale Jugendbegegnungsstätte (IJBS) vor.
Das CPE geht dabei auf die Geschichte der Stiftung und der IJBS in Kreisau ein. Beschrieben wird hier auch ein Projekt (INTERREG Polen – Sachsen 2014-2020 „Entdecke Dein Nachbarland! – Poznaj Kraj Sąsiada!“), in dessen Rahmen im August eine Jugendbegegnung in Kreisau stattfand.
Vor 40 Jahren entstand die freie Gewerkschaft Solidarność. Eine friedliche Massenbewegung, die das kommunistische Regime in Polen in die Knie gezwungen, und einen großen Beitrag zur Überwindung des Realsozialismus in ganz Osteuropa geleistet hat. Ihr Vermächtnis bleibt aktuell, gerade inmitten der vielfältigen Krisen unserer Zeit.
Die Belegschaft der Danziger Lenin-Werft zeigte sehr viel Mut, als sie am 14. August 1980 die Arbeit niederlegte. Streiks waren in den kommunistischen „Arbeiterstaaten“ verboten und ein Vorgehen gegen die Politik der Machthaber wurde nicht geduldet. Viele der Streikenden konnten sich noch an die Arbeiterproteste erinnern, die zehn Jahre zuvor in Danzig und anderen polnischen Küstenstädten blutig niedergeschlagen worden waren. Die Bilanz: 41 Tote, 1164 Verletzte, über 3000 Verhaftete.
Weiterlesen: "Das Vermächtnis der Solidarität" | Robert Żurek