Dieses Jahr ist verrückt und ein besonderes in jeder Hinsicht. Wer konnte noch im Januar ahnen, dass im Sommer die Welt total anders aussehen wird?!
Nach den zahlreichen Absagen von fast allen Konzerten, Engagements und Auftritten sogar bis ins Jahr 2021 war eine Hoffnung auf ein Krzyżowa-Music Festival 2020 fast eine Utopie. Dennoch - mit der unglaublichen Courage von Matthias von Hülsen und Viviane Hagner, der beispielhaften Professionalität vom Team des Festivals, vom Team der Stiftung Kreisau und einer großartigen Unterstützung durch CENTOGENE ist es möglich geworden.
Die Edition 2020 war eine ganz besondere: plötzlich haben wir alle realisiert, dass wir auf einmal erwachsener geworden sind. Jeder von uns hatte genug Zeit zu reflektieren und die Fragen zu stellen für die man früher nie Zeit hatte.
Krzyżowa-Music war für mich schon immer viel mehr als nur ein Kammermusikfestival. In einem kaleidoskopischen Leben mit Reise-Hotel-Konzert-Reise-Hotel-Konzert wirken diese 2 Wochen Ende August idyllisch und erinnern mich sogar ein wenig an die Schulzeit, die wir Musiker in unserem Alltag öfter vermissen.
Nicht nur proben und Konzerte spielen, sondern auch zusammen wohnen, essen, Fußball und Tischtennis spielen, tanzen, feiern - das alles schafft eine einzigartige Atmosphäre, lässt neue Freundschaften entstehen, erlaubt alle Grenzen zu überwinden und über ganz wichtige Themen in einer gemütlichen und entspannten Atmosphäre zu diskutieren.
Dementsprechend inhaltsvoll und spannend waren in diesem Jahr auch die Symposien, die ich mit großer Freude seit 3 Jahren moderiere. Die Idee der Symposien ist nicht nur, Geschichte zu lehren, sondern auch aus der Vergangenheit zu lernen um Parallelen mit unserer Zeit zu erkennen.
Das Thema des 1. Symposiums war „40 Jahre Gewerkschaft Solidarność“ und es war mir besonders wichtig, dass wir mit den Erkenntnissen von dem was vor 40 Jahren in Polen passiert ist, die uns vom Mitarbeiter der Europäischen Akademie der Stiftung Kreisau, Dr. Tomasz Skonieczny vermittelt wurden, die Brücke zu dem was heute in Belarus geschieht bauen, die Situation da ganz genau anschauen und unseren Solidarität mit den Menschen, die für Freiheit und humanistische Werte kämpfen, zeigen können.
Das 2. Symposium wurde dem Thema „Corona und Musikwelt“ gewidmet. Es war wichtig gemeinsam zu erkennen, dass wir uns alle seit Beginn der Corona Zeit in einer völlig anderen Realität befinden, wo Erfolg nicht mehr mit der Quantität, der Anzahl der Zuhörer/verkauften Karten und Klicks gemessen wird und dass diese Zeit nicht nur eine offensichtliche Herausforderung sondern auch eine Chance ist, mit vielen Möglichkeiten und dem Potenzial neue Wege zu finden, positive Veränderungen zu schaffen und sich als Künstler noch mehr für die Gesellschaft zu engagieren.
Keiner weiß, wie es weiter geht. Aber eines steht fest - wenn man mit den Schwierigkeiten und Herausforderungen der Zeit so leidenschaftlich, inspiriert und flexibel wie in diesem Jahr in Krzyżowa umgeht, dann kann man mit Optimismus in die Zukunft schauen!
*Alexey Stadler, einer der vielversprechendsten Cellisten der jungen Generation und Gewinner des TONALi Wettbewerbs in Hamburg. Als Solist tritt Alexey Stadler mit Klangkörpern wie dem Mariinsky Orchestra, dem BBC National Orchestra of Wales, den Münchner Symphonikern, dem Irish Chamber Orchestra, Riga Sinfonietta, dem Nordic Symphony Orchestra, dem Orchestra della Svizzera Italiana und dem Royal Liverpool Philharmonic Orchestra unter namhaften Dirigenten wie Dmitri Kitajenko, Robert Trevino, Valery Gergiev und Marek Janowski auf.