Die Publikation stellt in diesem Kontext den Versuch dar, die historische Erfahrung der deutsch-polnischen Annäherung und die daraus für uns, die heutige Generation, zu ziehenden Lehren zu reflektieren. Entstanden ist sie im Rahmen des Projektes „Das Erbe der deutsch-polnischen Aussöhnung und der Aufbau eines wertebasierten Europas”, das von der Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung in Zusammenarbeit und mit Unterstützung der Konrad-Adenauer-Stiftung in Polen sowie des Zentrums „Erinnerung und Zukunft“ („Pamięć i Przyszłość”) durchgeführt wurde. Daran teilgenommen haben zahlreiche Experten aus Polen, Deutschland, Tschechien und Frankreich; allesamt Vertreter verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen, geprägt durch unterschiedlichste Erfahrungen und weltanschauliche
Positionen, die sich seit vielen Jahren nicht nur beruflich mit der schwierigen Thematik der Aussöhnung in den internationalen Beziehungen befassen, sondern sich auch intensiv im Rahmen des deutsch-polnischen Dialogs engagieren.
Prof. Waldemar Czachur und Dr. Gregor Feindt sind die Autoren einer neuen polnisch-deutschen Publikation über Kreisau, die gerade bei der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) erschienen ist.
Das Dorf Kreisau in Niederschlesien hat eine deutsche Geschichte, eine polnische Gegenwart und einen europäischen Horizont. Mit der Grenzverschiebung nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde aus dem deutschen Kreisau das polnische Krzyżowa. Als Ort des deutschen Widerstandes gegen den Nationalsozialismus entdeckten Deutsche und Polen ihn später neu und begannen, sich gemeinsam mit den Ideen des Kreisauer Kreises auseinanderzusetzen. Kreisau | Krzyżowa war deshalb im Jahr 1989 ein geeigneter Schauplatz für die deutsch-polnische Versöhnungsmesse. Waldemar Czachur und Gregor Feindt zeichnen seine wachsende Bedeutung für die deutsch-polnischen Beziehungen und die Entstehung der Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung nach.
„Lasset uns beten – für das polnische und das deutsche Volk: Gib uns, o Herr, Kraft, aus dem Schatten der Vergangenheit zu treten, und lasse uns, zur gegenseitigen Verständigung gelangen. Gib, dass neue Horizonte der Hoffnung durch den deutsch-polnischen Jugendaustausch sichtbar werden” – das sind nur einige der wichtigen Worte, die am 12. November 1989 auf dem Hof des ehemaligen Gutes der Familie von Moltke in Kreisau ausgesprochen wurden. Bei dem Gottesdienst, bei dem es sich um einen Programmpunkt des deutschen Regierungschefs bei seinem Polenbesuch handelte, gaben Ministerpräsident Tadeusz Mazowiecki und Kanzler Helmut Kohl einander ein Zeichen des Friedens und umarmten sich dabei zum Zeichen der Aussöhnung. Diese Geste, die unter besonderen Umständen gemacht wurde, erlangte eine sehr ausdrucksvolle Bedeutung und hat sich als ein Meilenschritt auf dem Weg zum Aufbau freundschaftlicher Beziehungen zwischen den einst verfeindeten Ländern ins Gedächtnis eingebrannt.
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Der 5. Zivilgesellschaftliche Kongress für Niederschlesien fand am 23. Oktober in Krzyżowa statt. Wieder einmal trafen sich Vertreter der NGOs in der größten Halle des Komplex. Etwa 350 Personen hörten sich Eröffnungs- und Gastreden an und nahmen dann an thematischen Panels teil. Der Jubiläumskongress war auch eine Gelegenheit, das 30-jährige Bestehen der Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung und das 15-jährige Bestehen des Niederschlesischen Verbandes der NGOs zu feiern.
Seit einigen Jahren findet in Krzyżowa ein Kongress von NGO-Vertretern aus unserer Provinz statt. Das Motto des diesjährigen Treffens lautete "Aufbau von Allianzen für die Herausforderungen von heute". Die Eröffnungsredner*innen des Kongresses – Maria Mika, Präsidentin der Niederschlesischen Föderation der NGOs und Dr. Robert Żurek, Geschäftsführender Vorstand der Stiftung Kreisau – betonten diese Herausforderungen. Über die Notwendigkeit, sich den Herausforderungen der heutigen Welt zu stellen, sprachen auch die Gäste des Kongresses: Wojciech Kaczmarczyk (Direktor des Nationales Institut für Freiheit), Cezary Przybylski (Marschall der Niederschlesischen Woiwodschaft), Hans Jörg Neumann (Generalkonsul des Generalkonsulats der Bundesrepublik Deutschland in Wrocław) oraz Jacek Sutryk (Präsident der Stadt Wrocław).