Digitale Ethik. Wie verstehen das junge Menschen?

Charlotte, IJBS Kreisau

Ein Jugendaustausch zum Thema digitale Ethik brachte 30 Jugendliche aus Olkusz und Gräfelfing im virtuellen Raum zusammen! Zwischen den fast 30 Bildschirmen wurde ein gemeinsamer Denkraum geschaffen, in dem Verbindungen wuchsen. Während der 4 Projekttage reflektierten die Jugendlichen ihr eigenes Medienverhalten, analysierten den Zusammenhang zwischen Bedürfnissen und der Nutzung von sozialen Medien und Apps. Sie diskutierten und benannten klar die antidemokratischen Tendenzen im Internet und lernten das Konzept des "Counter Speech" kennen. Darüber hinaus wurden Handlungsoptionen entwickelt, welche die Jugendlichen als digitale Bürger*innen stärken! Die online Jugendbegegnung wurde mit Projekten abgeschlossen, die die Jugendlichen in bilateralen Teams selbst entwickelten. Eines dieser Projekte ist der nachfolgende Artikel, den wir gerne mit Euch teilen möchten.

#########

Autoren: Agnieszka Hrabia, Zuza Sosińska, Sonja Matuska

Digitale Ethik

Derzeit nehmen wir an einem Online-Austausch zwischen deutschen und polnischen Schüler*innen teil, bei dem wir uns vor allem mit dem Thema Digitale Ethik auseinandersetzen. Da wir Social Media fast täglich nutzen, ist dieses Thema gerade für unsere Generation unglaublich wichtig. Aus diesem Grund möchten wir auf einige Probleme aufmerksam machen und Ratschläge zum Online-Verhalten geben.

1) Menschenrechte und wie sie Online verletzt werden

Menschenrechte sind moralische Prinzipien oder Normen menschlichen Verhaltens. Sie sind gesetzlich geschützt, um das freie Leben eines jeden Menschen sicherzustellen. Das bekannteste Dokument, in dem diese Prinzipien niedergeschrieben sind, ist die Erklärung der Menschenrechte:

Artikel 1- Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Wissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen.

Dieser erste Artikel bildet bereits die Grundlage für einen respektvollen, menschlichen Umgang Miteinander. Er macht deutlich, dass alle Menschen die gleichen Rechte haben und gleich behandelt werden müssen, unabhängig von Geschlecht, Sexualität oder Hautfarbe. Leider werden diese Regeln oft durch Hassrede verletzt. Jemanden zu beleidigen ist das Gegenteil davon, ihm mit Würde zu begegnen und rassistische Äußerungen sind das Gegenteil dessen, Menschen gleichberechtigt zu behandeln. Bedauerlicherweise denken viele Leute, dass ihr Handeln, aufgrund ihrer Anonymität im Netz, keine Konsequenzen mit sich bringt. Das ist der Grund weshalb Hassrede im Internet präsenter ist als offline.

Unser Rat: Sei ein gutes Beispiel für andere. Du musst nicht derselben Meinung mit Jemandem sein, solange du respektvoll bleibst.

2) Vielleicht fragst du dich, wie du mit Hasskommentaren umgehen sollst.

Ein Hasskommentar bedeutet, die eigene Meinung auf eine unhöfliche und respektlose Art und Weise auszudrücken. Solche Kommentare enthalten häufig Schimpfwörter und werden verwendet, um die Gefühle anderer Menschen gezielt zu verletzen. Heutzutage sind Hasskommentare leider unter vielen Social-Media-Posts zu finden - insbesondere dann, wenn die Person, welche den Beitrag veröffentlicht, nicht den gesellschaftlichen Standards entspricht. Das Empfangen von Hass kann zu Unsicherheiten und Selbstzweifeln führen. Insbesondere jüngere Personen sind davon betroffen. Daher halten wir es für wichtig, darüber zu informieren, wie man auf diese Kommentare  reagieren kann. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um mit dem Hass umzugehen:

1. Mit Hass antworten

Das ist überhaupt nicht hilfreich. Man bestärkt den Troll und reagiert so, wie er es vorhergesehen hat.

2. Den Hass ignorieren

Leider ist das auch keine gute Lösung, denn Hass verschwindet nicht einfach von selbst und andere Leute, die den Kommentar lesen, könnten sich dadurch schlecht fühlen.

3. Die Person, die Hass verbreitet, melden oder blockieren

Das ist eine gute Option, um den Hass vorübergehend von der Plattform zu entfernen.

4. Gegenrede verwenden

Gegenrede bedeutet, dass man auf den Hass mit logischen Argumenten reagiert. Dies ist der beste Weg, um mit Hasskommentaren umzugehen. Andere Personen die Hass im Netz verbreiten, werden dadurch entmutigt und im Gegenzug die Person unterstützt, die den Hasskommentar erhält. Diese Lösung kann den Hass langfristig verringern und ist daher auch am effektivsten.

Generell ist es aber wichtig, beim Lesen eines Hasskommentars ruhig zu bleiben - egal ob man selbst oder eine andere Person einen solchen Kommentar erhält. Wenn du einen Kommentar erhältst, solltest du diesen nicht persönlich nehmen. Nur weil eine Person nicht mit dir einverstanden ist, heißt das nicht, dass du eine schlechte Person bist. Lass dich nicht von deinen Emotionen kontrollieren, sondern ergreife Maßnahmen. Die Verwendung von Gegenrede ist die beste Option, obwohl das Aufstehen - für sich selbst oder andere - natürlich viel Mut erfordert. Zumindest solltest du die Person melden. Denke daran, dass du das nicht nur für dich selbst tust, sondern auch für die stillen Mitleser*innen, die sich möglicherweise auch vom Hass angegriffen fühlen.

3) Politische Beiträge in sozialen Medien.

Beim Schreiben politischer Beiträge ist es noch wichtiger, respektvoll zu bleiben, da sie Menschen mit anderen politischen Ansichten schnell beleidigen können. Du darfst andere Menschen nicht misshandeln oder missachten, nur weil sie dir nicht zustimmen, insbesondere in einer politischen Diskussion. Es ist sehr wichtig, dass du deine Meinung anderen Personen nicht aufzwingst. Allerdings empfehlen wir dir, deinen Beitrag mit Artikeln und Studien zu unterlegen, die deine Meinung stützen. So können die Leser*innen selbst entscheiden, ob sie damit einverstanden sind oder nicht. Auf diese Art und Weise kannst du andere Menschen höflich von deiner politischen Sichtweise überzeugen.

4)  Das Urheberrecht

Das Urheberrecht ist ebenfalls sehr wichtig. Die Anzahl an Personen, die sich beschweren, dass ihre Bilder für Werbung verwendet wurden, obwohl sie nie zugestimmt haben, steigt stetig. Das geschieht jedoch auch in kleinerem Maß, wenn du beispielsweise ein Bild aus dem Internet herunterlädst und auf deinem eigenen Social-Media-Konto erneut veröffentlichst, jedoch ohne die/den Originalkünstler*in zu nennen. Das mag harmlos erscheinen, ist aber tatsächlich Diebstahl. Die Urheber*innen haben hart für diese Bilder gearbeitet und wollen, dass ihre Arbeit respektiert wird. Daher können wir nicht einfach Dinge aus dem Internet stehlen. Wir sollten die Schöpfer*innen um Erlaubnis bitten und wenn sie nein sagen, müssen wir ihre Entscheidung akzeptieren. 

Wir dürfen nicht vergessen, dass die Regeln der Gesellschaft nicht nur im wirklichen Leben, sondern auch im Internet gültig sind. Das bleibt oft unbeachtet, denn in der digitalen Welt können sich Menschen einfach hinter ihrem Bildschirm verstecken. Das macht sie mutiger, was leider nicht immer gut ist. Diese Anonymität kann zu mehr Hass in den sozialen Medien führen. Wir alle haben die Verantwortung, aktiv uns zu beteiligen und Diskriminierung im Internet zu stoppen. Behandle andere einfach so, wie du behandelt werden möchtest. Schließlich möchtest du sicher nicht, dass andere dich beleidigen, nicht wahr?


Agnieszka, Zuza, Sonja

Möchten Sie auf dem Laufenden bleiben?

Abonnieren Sie unseren Newsletter und erfahren Sie so als erste(r) von den bevorstehenden Veranstaltungen!