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Am 12. November, auf dem Portal "Laboratorium Więzi" (wiez.com.pl) wurde ein Artikel "Der Hase Und Die Schildkröte? Der deutsch-polnische Annäherungsprozess nach 1945 vor Dem Hintergrund des deutsch-französischen Pendants" veröffentlicht. Autor des Artikels ist Pierre-Frédéric Weber, Mitglied der Gedenkstätten- und Europäische Akademiekommision der Stiftung Kreisau.

Ein Fragment des Beitrags:

|| Vor dreieinhalb Jahrhunderten, im Jahr 1668, veröffentlichte der französische Dichter Jean de La Fontaine den ersten Band seiner berühmten, größtenteils von Äsop inspirierten Tierfabeln, in dem sich unter anderem auch die Geschichte vom Hasen und der Schildkröte findet (VI, 10). Was darin mit einem geradezu unglaubwürdigen Wettrennen zwischen diesen beiden Tieren beginnt, führt über Umwege schließlich zum unerwarteten Sieg der langsamen, doch stetig voranschreitenden Schildkröte. Der Hase hingegen schlägt zwar anfangs schnell los, doch bald lässt er sich vor lauter Übermut und Zuversicht mehrfach ablenken und aufhalten, so dass er letztlich ganz und gar die Wette vergisst – und verliert. Der Sinn dieser Fabel wird gleichsam im ersten Satz mit der hier nachstehend zitierten Moral angekündigt und auf den Punkt gebracht: Es nützt uns nicht der schnellste Lauf, Bricht man zur rechten Zeit nicht auf.

Natürlich geht es im folgenden Beitrag – über die allgemeine Metapher hinaus – nicht darum, zwei der wichtigsten bilateralen Annäherungsprozesse im Europa der Nachkriegszeit, den zwischen Deutschland und Frankreich einerseits, und den zwischen Deutschland und Polen andererseits, anhand einer solch dichterischen Allegorie miteinander zu vergleichen. Der Rückgriff auf letztere dient hier nicht dem Versuch einer Reduktion der Komplexität zwischenstaatlicher und zwischengesellschaftlicher Kontakte. La Fontaines Fabel bringt uns jedoch auf spielerische Weise das schwierige Verhältnis zwischen Zeit und Rhythmen näher, das gerade in Phasen der Normalisierung internationaler Beziehungen und der Versöhnung zwischen einst feindselig sich gegenüberstehenden Völkern von großer Bedeutung ist. Besonders weist der Wettlauf zwischen Hase und Schildkröte darauf hin, als wie wichtig sich die Antwort auf die Frage nach der „rechten Zeit“, dem passenden Zeitpunkt – und um abermals auf die altgriechische Inspiration zurückzugreifen: dem Kairos – erweist.||

Der Artikel ist hier verfügbar: Laboratorim Więz

➡️ Das Buch "„(Un)versöhnt? Gedanken über die deutsch-polnischen Beziehungen nach 1945” hrsg. T. Skonieczny in deutscher Fassung: https://bit.ly/2qWWJsj 🌐

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