Vom 22. bis 26.5. waren zwei Partnerschulen aus Hansestädten zum Schulaustausch in Kreisau zu Gast: die Schule Sterntalerstrasse aus Hamburg und die Szkoła Podstawowa nr 15 im. dr Urszuli Mroczkiewicz aus Danzig mit jeweils 15 Schülern und Schülerinnen aus der vierten und fünften Klasse! Nach einem spiel- und spaßreichen Tag für Integration und einem Ausflug nach Görlitz/Zgorzelec arbeiteten die Kinder an einem Schattentheaterstück, das beide Städte verbindet: es erzählt die Geschichte eines Wassertropfens, der durch die Toilette in Hamburg in den Wassekreislauf gerät und nach einer abenteurlichen Reise in Danzig in der Regenwassertonne landet. So konnten die Kinder die Verbindung ihrer Heimatstädte künstlerisch erleben.
Weiterlesen: Schüleraustausch Hamburg - Gdańsk, 22-26.05.2023
Warum einen solchen Zyklus in Kreisau?
In der Stiftung Kreisau schaffen wir einen Raum für den Dialog über verschiedene historische Erfahrungen und Erinnerungskulturen sowie aktuelle gesellschaftspolitische Themen unseres Kontinents. Kreisau ist ein Ort, der durch die Vielfalt der Menschen, die sich hier treffen, lebendig bleibt. Ausgehend vom geistigen Erbe des Kreisauer Kreises, der demokratischen Opposition in Mitteleuropa und der Tradition der deutsch-polnischen Aussöhnung setzen wir uns für ein friedliches Miteinander von Nationen, gesellschaftlichen Gruppen und Individuen ein. Die Jugendarbeit hat für uns einen besonderen Stellenwert. Wir entwickeln neue Methoden der Bildungsarbeit mit dem Ziel, Verantwortungsbewusstsein und Offenheit gegenüber anderen zu fördern. Auf diese Weise fördern wir die Verständigung zwischen den Menschen und die Entwicklung der europäischen Zivilgesellschaft. Wir verstehen die europäische Integration als einen fortlaufenden Prozess, den wir auf der Grundlage gemeinsamer Werte und Geschichte verantwortungsvoll mitgestalten.
Wir stehen in ständigem Kontakt mit den Lehrerinnen und Lehrern, die nach Kreisau kommen, und inspiriert von ihrem Interesse an Bildung starten wir eine Reihe, die, für Sie und Ihre Schülerinnen und Schüler der erste (oder auch schon der nächste!) Schritt sein kann, das Wissen über die Menschenrechte zu vertiefen. Zu diesem Zweck werden wir einen Kalender der Ereignisse im Zusammenhang mit den Menschenrechten nutzen, um an besondere Feiertage zu erinnern und ausgewählte Aktivitäten vorzuschlagen, die Ihnen das Thema näher bringen.
Im Jahr 2009 trafen die Entscheidungsträger*innen der französischen Stadt Avignon die mutige Entscheidung, eine Zentralküche einzurichten, die täglich fast fünftausend Mahlzeiten an 36 Schulen in der Stadt liefert. Das Essen wird aus lokalen, biologischen und saisonalen Produkten zubereitet. Der Umweltaspekt spielt bei dieser Initiative eine wichtige Rolle – die Ernährung erfolgt überwiegend auf pflanzlicher Basis. Nur einmal in der Woche wird Rindfleisch von einem lokalen Bio-Bauernhof serviert, und jeden Freitag gibt es Fisch. Die anderen Tage bleiben fleischlos. Abgerundet wird das Gesamtbild dieses perfekt abgestimmten Ernährungssystems durch den Grundsatz, Abfälle zu minimieren und keine Lebensmittel zu verschwenden. Darüber hinaus wurde bei der Verteilung dieser Mahlzeiten besonders auf Familien mit geringem Einkommen Rücksicht genommen.
Vom 19. bis 24. März 2023 trafen sich in Kreisau 60 Schüler und Schülerinnen aus Deutschland (Berufliche Schule Bad Oldesloe), Polen (Zespół Szkół Zawodowych Pustków, I Liceum Ogólnokształcące Dębica) und der Ukraine (Ihor Sikorskyi Aero-Space Lyceum Kyiv), um sich in internationalen Kleingruppen mit den Schicksalen ehemaliger KZ-Häftlinge zu beschäftigen und nach deren Familienmitgliedern zu suchen, um diesen die im Konzentrationslager abgenommenen Besitzgegenstände (sog. Effekten) ihrer Angehörigen zurückgeben zu können. Die Begegnung fand im Rahmen der von den Arolsen Archives initiierten #StolenMemory-Kampagne statt, die in dieser Woche unter der Schirmherrschaft der Beruflichen Schule Bad Oldesloe an sechs Standorten gleichzeitig durchgeführt wurde. Besonders für Kreisau war, dass sowohl in der deutschen als auch polnischen Gruppe junge Geflüchtete aus der Ukraine dabei waren, die auf Jugendliche aus ihrem Heimatland trafen. Während der Integrations- und Warm-Up-Aktivitäten zeigten sich die jungen Menschen der verschiedenen Länder sehr neugierig und offen und es entstand eine gute gemeinschaftliche Atmosphäre, die durch einen gemeinsamen Ausflug nach Wrocław und gemeinsam gestaltete Abende (wie internationaler Abend, Lagerfeuer oder Sportabend) noch gestärkt wurde. Zentraler Bestandteil der Projektwoche war der Besuch des ehemaligen Konzentrationslagers Groß-Rosen, den die Gruppe vor- und nachbereitete und der für die meisten der erste Besuch eines solchen Ortes war und viele Teilnehmende sehr beeindruckte. Am letzten Tag konnten die Kleingruppen die Resultate ihrer Recherchearbeit vorstellen. Die Jugendlichen zeigten sich dabei sehr motiviert und nahmen viele neue Erfahrungen und Bekanntschaften aus der Projektwoche mit.