(In)Kongruent. Der Zweite Weltkrieg in Erinnerung und Bildungsarbeit in Polen und Deutschland. Eine Bestandsaufnahme, Hrsg. Tomasz Skonieczny, Verlag Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung, Kreisau 2022
„(In)Kongruent. Der Zweite Weltkrieg in Erinnerung und Bildungsarbeit in Polen und Deutschland. Eine Bestandsaufnahme“ ist die neueste Publikation der Stiftung „Kreisau“ für Europäische Verständigung. Sie besteht aus Texten von Historikerinnen und Historikern, Fachleuten und Pädagog:innen aus Polen und Deutschland, die wir dazu eingeladen haben darzustellen, auf welche Weise der Zweite Weltkrieg heute in jenen Bereichen des öffentlichen Lebens präsent ist, die für die Bildung von kollektiven Vorstellungen über die Vergangenheit (und damit auch in einem gewissen Maße über die Gegenwart) von größter Bedeutung sind.
Wir hoffen, dass wir dank dieser Impulse, die aus den Anregungen und Empfehlungen der Autorinnen und Autoren der in dieser Publikation zusammengefassten Texte hervorgehen, in der Lage sein werden, eine Reihe von Workshop-Szenarien und eine moderne Dauerausstellung in Kreisau vorzubereiten,
die die Grundlage für ein verständliches und (für polnische und deutsche Jugendliche gleichermaßen) attraktives, umfassend historisches Bildungsprogramm über den Zweiten Weltkrieg sowie die polnische und deutsche Erinnerung an diesen bilden werden. In einer den unterschiedlichen Befindlichkeiten und Gewohnheiten der Rezipientinnen und Rezipienten angepassten Form – aber mit einem Inhalt, der weder die historische Wahrheit verfälscht noch schwierigen Themen ausweicht.
Heute, am 83. Jahrestag des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs, machen wir diese Publikation einem breiten Publikum zugänglich. Damit verbinden wir die Hoffnung, dass die darin enthaltenen Texte kreative Verwendung in der Bildungsarbeit finden werden, die an internationalen Begegnungsstätten durchgeführt wird, in denen sich – wie in Kreisau – Jugendliche aus Polen und Deutschland treffen. Wir hoffen zudem, dass diese Materialien Lehrerinnen und Lehrern aus Polen und Deutschland einen Impuls dazu geben können, die Lernenden für die Unterschiede in der polnischen und deutschen Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg zu sensibilisieren. Wie die Autoren der Einführung zu dieser Publikation schreiben:
„(…) Die Herausforderung, vor der wir stehen, lautet daher, herauszufinden, auf welche Weise über die Geschichte und die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg gesprochen werden kann, ohne dabei die Geschichte in ihrem Inhalt zu verfälschen. Dabei gilt es aber gleichzeitig eine Form der Erzählung zu finden, die für die andere Seite verständlich ist. Dies sollte somit auf eine Art und Weise geschehen, die diesbezügliche Gewohnheiten und Denkweisen berücksichtigt und insbesondere die Würde des Partners achtet.
Heutzutage braucht es, so wie bereits bisher, einen Dialog, der sich nicht der schwierigen Vergangenheit zu entziehen sucht, jedoch im Gegenzug auch auf Effekthascherei verzichtet. Somit wird ein Dialog benötigt, der vor allem auf das gegenseitige Verständnis abzielt. So wie sich Deutschland vertraut machen muss mit der polnischen Erfahrung der Jahre 1939 bis 1945 und der Form des diesen Zeitraum betreffenden gegenwärtigen kollektiven Gedächtnisses, das in Polen immer noch äußerst stark ausgeprägt ist, so sind auch die Polen aufgefordert, im Fehlen bestimmter Themen im Rahmen laufender Diskussion, in bestimmten für polnische Augen unverständlichen geschichtspolitischen Tendenzen oder in Widerspruch hervorrufenden Gedenkrituale, von kleineren Ausnahmen abgesehen, keinen Ausdruck deutscher Geschichtsvergessenheit oder eines Wunsches zur Negierung des „braunen Erbes“ zu sehen. Tatsache ist, dass sich beide Gesellschaften in ihrem Denken, ihrer Auseinandersetzung über den Zweiten Weltkrieg schlicht und einfach an verschiedenen Ort befinden. Daher gilt es, ihnen einen Raum zu schaffen für das Zusammentreffen und den Dialog über die Geschichte, die uns fast 80 Jahre nach Kriegsende nun nicht mehr teilen sollte.“
Die Publikation steht unter dem folgenden Link zum Download bereit [PDF]
Diese Veröffentlichung ist entstanden als Teil der Maßnahme Der Zweite Weltkrieg. Geschichte und Gedächtnis, im Rahmen einer mehrjährigen Kofinanzierung der Internationalen Jugendbegegnungsstätte der Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung durch das Nationale Freiheitsinstitut (Programm für die Entwicklung Internationaler Begegnungsstätten für die Jahre 2021–2030).