In der Zeit vom 25. bis zum 26. Juni 2020 fand die erste gemeinsame Online-Unkonferenz statt, die von einem Team der Kreisau-Initiative e.V. und der Stiftung Kreisau veranstaltet wurde. Bei der Unkonferenz handelt es sich um ein aus den USA stammendes, im IT-Milieu entstandenes Format, das als BarCamp bezeichnet wird (Die Bezeichnung selbst leitet sich dabei nicht von dem Wort „Bar” ab, sondern kommt aus dem Informatikslang.). Unser Online-BarCamp haben wir „(Hi)Storytelling: My History, Your History, Our History” genannt. Es interessierte uns nämlich, wie in verschiedenen Ländern mit modernen und virtuellen Formen historischer Bildung umgegangen wird. Unsere Einladung richtete sich anfangs an Edukatoren und Edukatorinnen aus Polen, Deutschland und der Ukraine, die sich mit Geschichte und zivilgesellschaftlicher Bildung beschäftigen. Letztlich fanden sich aber unter den Teilnehmenden auch einzelne Personen aus Russland, den Niederlanden, Spanien sowie Südkorea.
Die Organisation des gesamten Vorhabens stellte uns vor viele Herausforderungen. Zunächst einmal war es die erste gemeinsame Veranstaltung der Kreisau-Initiative und der Stiftung Kreisau, die komplett online organisiert wurde. Das ganze Projektteam, dem sieben Personen angehörten, kam mehrmals zusammen, aber nur virtuell. Es war eine sehr interessante und fruchtbare, wenn auch zuweilen mühsame Erfahrung. Warum musste aber ein zweitägiges Event von ganzen sieben Personen veranstaltet werden? Das lag daran, dass trotz allen Anscheins die Organisation eines derartigen Online-Projekts, d. h. die Organisation einer ganzen virtuellen Infrastruktur, an die wir nicht gewöhnt sind, die wir erst lernen mussten, die auch viel schwieriger mit den Sinnen zu erfassen ist und eine überaus große Aufmerksamkeitsteilung und Multitasking voraussetzt, eine enorme Mitwirkung und eine gute Aufgabenverteilung erforderlich macht. Alles wurde aber gut eingeplant. Unsere Zusammenarbeit brachte auch die erwarteten Ergebnisse.
Auf die Teilnehmenden, sprich die Hauptautoren und -autorinnen der Inhalte des BarCamps, war Verlass. Als Veranstalter haben wir nur den wichtigsten Interessenbereich umrissen. Sie waren es aber, die ihn dann mit konkreten Fragestellungen und Themen ausfüllten.
Wir begannen mit einem Brainstorming und einer Diskussion zu aktuellen Herausforderungen und Chancen für die historische und zivilgesellschaftliche Bildung in der Welt.
Im Anschluss daran fand eine sehr interessante Sitzung statt – E-Erinnerung: Wie können wir zukunftsgerichtete Erinnerungsformen gestalten? Es war eine Sitzung, bei der es um die digitale Beschleunigung sowie um die Frage ging, wie wir weiterhin das Momentum nutzen und neue Formate für grenzüberschreitende Integrations- und Partizipationsmaßnahmen erarbeiten können, um das öffentliche Gedenken an schwierige historische Ereignisse zu gestalten. Katja Fausser stellte darüber hinaus ein Projekt eines Instagram-Museums (@silentstories1945) vor, in dessen Rahmen 25 junge Menschen aus 17 Ländern die Ergebnisse ihrer eigenen Forschungen sowie einer intensiven Debatte darüber, wie in ihren Ländern an den Zweiten Weltkrieg erinnert wird, präsentierten.
Parallel dazu wurde eine Sitzung unter dem Titel „Eine neue Ära der Kommunikation” abgehalten. Sie wurde von Olha Kolesnyk vorgeschlagen, die die zurzeit weltweit auftretenden Phänomene untersucht und Schlussfolgerungen nicht nur für die Zukunft der Geschichtswissenschaften, sondern auch für die allgemeine Entwicklungsrichtung des Menschen zieht. Sie machte die Teilnehmenden mit ihren Konklusionen sowie einigen praktischen Workshopsübungen vertraut.
Im Rahmen des Projekts fand zum ersten Mal in der Geschichte die Führung durch Kreisau live auf der Plattform Zoom statt. Der Online-Spaziergang wurde von Dominik Kretschmann und Charlotte Lohmann angeboten. Es war schon ein unvergessliches Erlebnis, Kreisau gleichzeitig aus zwei verschiedenen Kameras sehen zu können.
Dank Clara Steinbrenner, einer ehemaligen Volontärin der Stiftung, konnten wir zudem das Thema Teamaufbau sowie Verwendung von Spielen und Energizern, die bei jedem Live-Treffen, im virtuellen Umfeld so unentbehrlich sind, vertiefen. Wir machten uns Gedanken darüber, welche analogen Maßnahmen sich anpassen und so modifizieren lassen, dass sie zu einem Online-Umfeld passen.
In weiteren Sitzungen gab es außerdem die Gelegenheit, sich über vorhandene Online-Instrumente sowie über Möglichkeiten auszutauschen, diese im Rahmen der Geschichtsarbeit und Bürgerbildung zu nutzen. Über ihre Erfahrungen mit der Online-Umsetzung der historischen Bildung sprachen mit uns auch solche Organisationen wie ABC Bildungs- und Tagungszentrum e.V. Hüll sowie Stiftung Anne-Frank-Haus aus Amsterdam.
Und nun arbeiten wir daran, das gesamte Vorhaben auszuwerten und zu dokumentieren. Wir werden darüber schon bald auf unseren Internetseiten berichten.
Koordination - Stiftung Kreisau:
IJBS: Anna Kudarewska, Charlotte Lohmann, Liubov Shynder
Gedenkstätte: Dominik Kretschmann
Europäische Akademie: Tomasz Skonieczny
Das Projekt entstand in Kooperation mit Kreisau-Initiative e. V. und der Freya von Moltke-Stiftung.
Das Projekt wird durch Rotary International kofinanziert.