Vor 80 Jahren, am 23. Januar 1945 starb Helmuth James von Moltke in Berlin-Plötzensee. Es war ein Justizmord der nationalsozialistischen Justiz, einige Tage zuvor war er nach einem Schauprozess vor dem „Volksgerichtshof" zum Tode verurteilt worden.

1907 im niederschlesischen Kreisau geboren, hatte er 1940 zusammen mit Peter Graf Yorck von Wartenburg die Widerstandsgruppe Kreisauer Kreis gründet. Die beiden Männer waren dann bis 1944 das Zentrum dieser Gruppe gewesen. In der Berliner Wohnung der Yorck von Wartenburgs fanden sehr viele Arbeitstreffen der Kreisauer statt, auf das Moltkesche Gut in Niederschlesien lud Helmuth James von Moltke die Mitstreiterinnen und Mitstreiter zu drei größeren, für die Gruppe zentralen Treffen ein. Der Ortsname wurde dann später zum Namen der Gruppe.

In einer Zeit von Rechtlosigkeit und brutaler Gewalt in Deutschland, und von Deutschland ausgehend in Europa, war Helmuth James von Moltke überzeugt, dass nur ein Dialog über gesellschaftliche und religiöse Grenzen hinweg zu tragfähigen Ergebnissen führe und dass ein Ergebnis eines solchen Dialogs während des Krieges ein demokratisches und rechtsstaatliches Nachkriegsdeutschland jenseits des Nationalsozialismus sein könne. Ein solches Deutschland sah er in der Zukunft als Teil eines eng verbundenen Europas.

Mit der aktiven Arbeit an einer Zukunft jenseits des Nationalsozialismus war Moltke aus Sicht der Nationalsozialisten ein Hoch- und Landesverräter. Er riskierte sein Leben und tat dies gemeinsam mit seiner Frau Freya von Moltke, beide waren überzeugt, dass der Einsatz gegen die menschenverachtende Herrschaft des Nationalsozialismus dieses Risiko wert sei. Als sie zu diesem Schluss kamen, war Freya von Moltke noch keine 30 Jahre alt, Helmuth James von Moltke nur vier Jahre älter. Gleichzeitig waren sie fern jeder Todessehnsucht, 1937 kam mit Helmuth Caspar der erste Sohn zur Welt, 1941 mit Konrad der zweite. Und so wurden die Regeln der Konspiration bei der Arbeit im Widerstand genauso eingehalten wie die staatlichen Regeln beim Bewirtschaften des Guts in Kreisau.

Schon Jahre vor Beginn der nationalsozialistischen Diktatur war der uneigennützige Charakter wie auch das organisatorische Talent Moltkes sichtbar geworden: Selber aus einer privilegierten Familie stammend nahm Helmuth James von Moltke die wirtschaftlichen und – was sich daraus ergab – sozialen Missstände im Waldenburger Kohlerevier wahr und initiierte zusammen mit seinem Cousin Carl Dietrich von Trotha, dem Kommilitonen Horst von Einsiedel und dem Professor Eugen Rosenstock-Huessy eine Hilfsinitiative, die Löwenberger Arbeitsgemeinschaft.

Später, als er, der Jurist mit Schwerpunkt Völkerrecht, während des Krieges bei der Abwehr in den Strukturen der Wehrmacht beschäftigt war, nutzte er seine Position zu Gunsten des Schicksals von Kriegsgefangenen und Geiseln der Deutschen. Die möglichen Erfolge schätzte er dabei fern eines Selbstbetrugs als gering ein und setzte seine Hoffnung vor allem auf eine Zeit nach Krieg und Nationalsozialismus. Als er zu der Überzeugung kam, dass das wahrscheinlichste Ende der nationalsozialistischen Diktatur die deutsche Niederlage im Krieg (und nicht ein gelungener Staatsstreich) sein werde, dachte er die Folgen, etwa Gebietsverluste im Osten Deutschlands, nüchtern zu Ende und kam zum Schluss, dass man das Gut in Kreisau wahrscheinlich verlieren werde. Und er akzeptierte diese Konsequenz.

Am 23. Januar 1945 kam mit Helmuth James von Moltke ein außergewöhnlicher Mensch gewaltsam ums Leben. Er war nicht der einzige Widerstandskämpfer, der an diesem Tag sein Leben verlor. Erwähnt sei hier jedenfalls auch noch Theodor Haubach, Mitglied der SPD und aktiver Mitstreiter im Kreisauer Kreis.

 

 

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