Herzlich laden wir Sie zur Lektüre unserer subjektiven Presseschau ein. Die Artikel sind in den vergangenen Tagen erschienen und wir hoffen, dass sie für Sie interessant oder überraschend sind oder auch zu Diskussion und Widerspruch anregen.
Es geht nicht darum, mit allen versammelten Ansichten übereinzustimmen sondern darum, bewußt wahrzunehmen, wie die uns umgebende Wirklichkeit von anderen gesehen wird. Es lohnt sich, mehr als eine Perspektive zu kennen.
#Kreisau_liest #Kreisau_empfiehlt
(…) Infolge der Grenzziehung an Oder und Neiße wurden rund 50 Dorfgemeinden und sieben Städte geteilt, drei fungieren als Doppelstädte. Wird das Verbindende, wird das Zusammenwachsen entlang der Flüsse, in den (Post-)Corona-Zeiten genauso weitergehen können? Werden mögliche klamme Kassen, neue Nationanalismen, unberechenbare Viren die Prozesse der letzten Jahre verlangsamen, stören? (...)
(…) Die Bundeskanzlerin lässt sich im EU-Parlament nicht in die Karten schauen. Sie will die Pandemie-Krise meistern. Aber wie? Es gilt, die einzigartige Chance zu nutzen, die sich mit Merkel verbindet. … Sie hofft, noch im Sommer einen gewaltigen Aufbaufonds sowie den mehrjährigen Haushalt vereinbaren zu können. Den Schwachen müsse geholfen werden, ohne die Starken zu überfordern. Das ist nett gesagt, aber wie soll das gehen? Umfang, Finanzierung und Auszahlung der Aufbauhilfen bleiben heftig umstritten. Leider kein Fingerzeig von Angela Merkel, wie sie die Geber und Empfänger unter einen Hut bringen will.
(…) Die Ostsee hat eigentlich keinen guten Ruf, was das Leben in ihr angeht. Die vorherrschende Meinung ist: Das Binnenmeer besteht doch nur aus Sand- und Schlickwüste. Es ist grün, schlammig und mehr oder weniger tot, nicht zuletzt weil sich im salzarmen Brackwasser weniger Arten wohlfühlen als im Salzwasser der Weltmeere oder im Süßwasser der Binnengewässer. … Ein Grund dafür: Bis vor Kurzem war nur wenig bekannt über das Innenleben der Ostsee fernab der Küsten
(…) Zwei autoritäre Regime, die ein Territorium von grob gerechnet einem Fünftel der Erde beherrschen, haben in wenigen Tagen demonstriert, wie man einer Gesellschaft den Nährstoff entzieht, den Menschen zu ihrer freiheitlichen Entfaltung benötigen. Unterdrückung von Wissen und Meinung, gepaart mit der Androhung von Freiheitsentzug, sind die klassischen Werkzeuge autokratischer Regierungen auf dem Weg zu einer Diktatur. Zuerst fallen die freie Rede, die Opposition, die Unabhängigkeit des Rechts - und am Ende die Wahrheit. In Hongkong und in Russland wird nun unter Strafandrohung vorgegeben, welches Meinungsspektrum der Staat noch zu tolerieren bereit ist. Gerichte und Behörden erledigen den Rest
(…) Wer in Bosnien Schulbücher des Fachs Geschichte durchblättert, bekommt ein Gefühl dafür, was es heißt, wenn Geschichte noch längst nicht Geschichte ist. Denn nicht nur die Verwaltung des Balkanstaates ist seit dem Ende des Krieges 1995 in serbisch, kroatisch oder bosniakisch geprägte Gebiete und Kantone aufgeteilt – sondern auch das Bildungssystem. Während Schulbücher im einen Landesteil zentral festgelegt werden, können im anderen Teil die Schulen frei bestimmen. Das nutzen die nationalen Gruppen für sich, und lehren ihren Kindern nur jene Version der Kriegsjahre der 1990er, die in das eigene Narrativ passt.
(…) Der riesige Dachverbund der Stiftung droht unter Altlasten und neuen Projekten zusammenzubrechen. Vor zwei Jahren gab Kulturstaatsministerin Monika Grütters deshalb beim Wissenschaftsrat ein Gutachten in Auftrag, das die SPK evaluieren soll. Am kommenden Montag wird es vorgestellt. Entscheidende Ergebnisse der Untersuchung wurden bereits bei „ZEIT-Online“ geleakt. Danach empfehlen die Gutachter, die sich Zeit genommen haben, die Auflösung der Stiftung. Sie sei „strukturell überfordert“, ihre Arbeit „dysfunktional“.
(...) Denkmäler aus der Kolonialzeit haben in diesen Tagen im Wortsinn einen schweren Stand. Überall auf der Welt richten Anti-Rassismus-Aktivisten ihren Unmut gegen die Statuen. Columbus-Skulpturen werden vom Sockel gestoßen, Bismarck-Büsten mit Farbe besprüht, die Statuen von Sklavenhaltern und Kolonialisten umgeworfen. In Deutschland könnte in absehbarer Zeit nun ein neues Denkmal zur Erinnerung an die Kolonialzeit errichtet werden – allerdings eins, das die Opfer jener Zeit ehrt und nicht die Täter. (...)
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Zusammengestellt wurde die Presseschau von Mitarbeiter*innen der Europäischen Akademie und der Gedenkstätte der Stiftung Kreisau in Zusammenarbeit mit:
- Sarah Reinke, Projektleiterin, Stiftung Adam von Trott Imshausen e.V., Mitglied der Gedenkstätten- und Europäische Akademiekommission der Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung.
- Dr. habil. Pierre-Frédéric Weber. Wiss. Mitarbeiter am Institut für Geschichte der Universität Stettin. Mitglied der Gedenkstätten- und Akademiekommission der Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung.
- Freya von Moltke-Stiftung für das Neue Kreisau.