In dieser Woche wollen wir Euch einen Text von Urszula Pękala vorschlagen, welcher sich zu zwei fundamentalen Fragen äußert: was bedeutet "Versöhnung" im Bezug auf die Abrechnung von politischen Konflikten und was entscheidet über die Dynamik bei dem deutsch-polnischen Versöhnungsprozess.

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(…) Wie definiert man Versöhnung? Beteiligte des deutsch-polnischen Versöhnungsprozesses unternehmen selten den Versuch einer Definition. Się gehen von einem als allgemein bekannt vorausgesetzten Verständnis von Versöhnung aus. Ihre Reflexion widmet sich vielmehr der Frage, was man konkret tun kann und soll, um Versöhnung zu erreichen.

Die Frage nach einer Definition ist jedoch zentral, wenn eine nachhaltige Versöhnung einst verfeindeter Parteien angestrebt wird. Dabei kann die wissenschaftliche Forschung einen Beitrag zur praktischen Versöhnungsarbeit leisten – einerseits liefert sie nämlich einen unterstützenden normativ-theoretischen Rahmen zur Erfassung der Ziele und Prioritäten von Versöhnungsarbeit; andererseits trägt die Versöhnungsforschung mit ihrer zeitlich und räumlich umfassenden vergleichenden Perspektive zum besseren Verständnis von Herausforderungen und Schwierigkeiten in Versöhnungsprozessen bei, was bei der Herausarbeitung der im jeweiligen Kontext angemessenen Handlungsmethoden nützlich sein kann. Daher werde ich mich nun den Definitionsversuchen von Versöhnung in der Perspektive der Theologie und der Politikwissenschaft widmen – zweier Disziplinen, die Versöhnung als einen Prozess an der Schnittstelle von religiöser und politischer Sphäre mit besonderem Interesse beobachten.

Urszula Pękala - DIE DYNAMIK VON VERSÖHNUNG. DEUTSCH-POLNISCHE ANNÄHERUNG NACH DEM ZWEITEN WELTKRIEG.pdf

Urszula Pękala. Dr., Theologin. Wiss. Mitarbeiterin am Leibniz-Institut für Europäische Geschichte (IEG) in Mainz. In den Jahren 2014-2016 Koordinatorin des deutsch-polnischen Forschungsnetzwerks „Ringen um Versöhnung. Wechselwirkungen von Religion und Politik im Verhältnis zwischen Deutschland und Polen 1945-2010“.

Der Text wurde veröffentlicht in: (Un)versöhnt? Gedanken über die deutsch-polnischen Beziehungen nach 1945, Tomasz Skonieczny (Hg.), Wrocław 2019.

 

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