Es ist Ihnen sicherlich aufgefallen, dass wir zur Illustration unserer Hilfsmaßnahmen für die Geflüchteten aus der Ukraine keine Bilder verwenden, auf welchen Gesichter zu sehen sind. Warum haben wir uns so entschieden?
Wenn wir den vor Krieg, Gefahr und Gewalt fliehenden Menschen eine Zuflucht bieten, dann denken wir zuerst an ihre Sicherheit und ihr Wohlbefinden.
Geflüchtete erleben Gewalt und Gefahren, von welchen sie uns nicht immer berichten. In dem vom Krieg erfassten Land sind oft ihre Familienmitglieder zurückgeblieben, die sich in Gefahr befinden oder an der Front kämpfen. Wir können weder die Situation vorhersehen noch die Folgen abschätzen, von welchen die Menschen beziehungsweise ihre Verwandten bei einer möglichen Rückkehr nach Haue betroffen wären.
Deshalb machen wir keine Bilder, auf welchen die Personen, die bei uns Zuflucht gefunden haben, zu erkennen sind und so Aufschluss über ihren Aufenthaltsort möglich ist.
Die eigene Flucht und die Gefahr um Leib und Leben sowie die der Verwandten führt oft zu traumatischen Erfahrungen. Wir wollen, dass sich unsere Gäste bei uns möglichst wohl fühlen, was problematisch werden kann, wenn es auf der einen Seite einen „Fotografierenden“ und auf der anderen „den Fotografierten“ gibt.
Mit einem Gastaufenthalt hängen auch Ungleichheiten und Abhängigkeiten zusammen: Menschen, die in Kreisau zu Gast sind, können sich alleine aufgrund ihres Aufenthalts von dem Gastgeber abhängig fühlen. Wir wollen diesen Abstand verringern und es unseren Gästen ermöglichen, sich in Kreisau wohl zu fühlen. Daher haben wir beschlossen, keine Bilder zu machen, die als „Beobachten“ oder „Kontrollieren“ wahrgenommen werden könnten. Alle Bilder, die Sie bei uns sehen, sind sehr allgemein, anonym und wurden unter Berücksichtigung der Sicherheit und Privatsphäre aufgenommen.
Weiterführende Lektüre zu diesem Thema:
https://www.curiositymag.com/2019/06/20/humanitarian-work-refugees-no-photo-policy/
Zusammengestellt von Liubov Shynder – Bildungsreferentin der IJBS Kreisau
