Obwohl wir mit Lebensmitteln täglich zu tun haben, sind wir uns nicht immer darüber im Klaren, woher sie kommen, wie viel Arbeit nötig ist, um sie herzustellen, bis zu welchem Grad sie manchmal verarbeitet sind oder wie deren Erzeugung den Klimawandel beeinflusst. Insbesondere der jungen Generation fehlt es nicht nur an Wissen, sondern auch an Fähigkeiten, mit Lebensmittelprodukten bewusst umzugehen. Dabei ist die interkulturelle Zusammenarbeit – als eine Antwort auf die globalen Herausforderungen, darunter diejenigen, die Lebensmittel betreffen –, eines von siebzehn Zielen einer nachhaltigen Entwicklung der UNO. Leider fand diese Zusammenarbeit im Bereich der Ernährungsbildung bisher kaum statt. Die Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung sowie Slow Food Deutschland beschlossen, dies zu ändern. Hierzu konzipierten sie ein gemeinsames Projekt: „Regionale, saisonale Lebensmittelwertschöpfung erhalten und weiterentwickeln – Tradition und Moderne verbinden. Umweltkommunikation und Ernährungsbildung im europäischen Kontext“.

Leitmotiv des Projekts sind Erhaltung und Entwicklung zukunftsorientierter Techniken für die Herstellung saisonaler und regionaler Lebensmittel entsprechend den Jahreszeiten. Das Vorhaben konzentriert sich vor dem Hintergrund des interkulturellen Austausches auf althergebrachte umweltfreundliche Techniken und Methoden zur Herstellung und Verarbeitung von Lebensmitteln aus Polen. Diese werden um Lösungen und Ideen bereichert, die im deutschen Alltag angewandt werden. Traditionelle Ansätze zum sparsamen Umgang mit Lebensmittelressourcen, die innovativ angepasst und modernisiert werden, können dabei frische Impulse für ein nachhaltiges Lebensmittelsystem liefern. Hiervon ausgehend zielt das Projekt darauf ab, zu vermitteln, wie man mit der Umwelt und dem natürlichen Umfeld, aber auch mit der Kultur und der Tradition in Beziehung tritt. Es ermuntert dazu, das Erbe der Tradition wertzuschätzen, indem es deren Anfänge schildert, sie in Erinnerung ruft und sie für die heutige sowie die künftigen Generationen belebt.  

Im Rahmen des Projekts „Lebensmittel – mit Tradition in die Moderne” entsteht ein komplexes Bildungsangebot. Es werden auch Instrumente entwickelt, mit denen die Ernährungsbildung umgesetzt werden kann. Ein Lerngarten, der auf dem Gelände der Stiftung Kreisau errichtet wird, stellt ein Schlüsselelement des Vorhabens dar. Jugendliche werden dort lernen können, mit Lebensmitteln nachhaltig umzugehen – in Theorie und Praxis. Der Garten wird dabei verschiedenen Altersgruppen mit unterschiedlichem Background, sowohl Grundschülern aus dem mit Kreisau benachbarten Grodziszcze als auch internationalen Jugendgruppen, zur Verfügung stehen. Ein sogenanntes Küchenlabor soll das zweite Lerninstrument bzw. den zweiten Lernort in Sachen nachhaltige Lebensmittel bilden. Es wird sich dabei um eine Workshop-Küche handeln, in der Veranstaltungen mit Jugendgruppen durchgeführt werden können. Sie wird die Möglichkeit bieten, althergebrachte Methoden zur Verarbeitung von Lebensmitteln sowie zu einem nachhaltigen Umgang mit ihnen neu zu entdecken.

Die im Rahmen des Projekts erarbeiteten Bildungsmaterialien sowie der sie ergänzende Saisonalitätskalender werden als Lehrhilfen Lehrerinnen und Lehrern sowie Edukatorinnen und Edukatoren dabei helfen, ein solches Bildungsangebot auch an ihren Einrichtungen zu realisieren. Die Materialien werden junge Menschen in die Lage versetzen, unser Lebensmittelsystem und unser Konsumverhalten kritisch einzuordnen. In einer zweisprachigen Publikation werden kulinarische Rezepte sowie gärtnerische Erfahrungen in Form eines Saisonalitätskalenders vorgestellt.

Der Umwelt-Lerngarten wird im Rahmen eines partizipativen Prozesses unter Beteiligung von Mitarbeitern der Stiftung Kreisau sowie einer in der Umgebung gelegenen Schule entstehen. Geplant sind Workshops zur Gartenplanung und -gestaltung für Lehrerinnen und Lehrer sowie Multiplikatoren, bei denen sowohl theoretisches Wissen als auch praktische Fähigkeiten, die notwendig sind, um einen Lerngarten anzulegen, vermittelt werden. Das Projekt wird im Zeitraum zwischen April 2020 und März 2022 umgesetzt.

 

Europäische Akademie

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