Am 11. Juni 1998 erlebte das Dorf Kreisau / Krzyżowa zum zweiten Mal nach 1989 einen Ansturm von Besuchern, Medienvertretern und prominenten Politikern aus Polen und Deutschland. Hatten sich Kanzler Kohl und Premier Mazowiecki im November 1989 auf dem Gelände eines abgewirtschafteten landwirtschaftlichen Betriebes zur Versöhnungsmesse getroffen, so begegneten sich 1998 Premier Buzek und Kanzler Kohl im Zentrum einer frisch fertig gestellten Begegnungsstätte. Nach der Versöhnungsmesse hatten deutsche wie polnische Regierung beschlossen, das von einer internationalen Bürgerinitiative angeschobene Projekt eines europäischen Zentrums der Bildung und Begegnung in Kreisau zu unterstützen. Im Fokus der Regierungen stand dabei eine Internationale Jugendbegegnungsstätte (IJBS), bis heute zentraler Teil der Stiftung Kreisau.

Seit 1994 stand der IJBS mit dem „Pferdestall“ ein Gebäude zur Verfügung, jetzt, vier Jahre später waren die Arbeiten auf der Anlage abgeschlossen und die Zeit der „Begegnungen auf einer Baustelle“ ging zu Ende. Als letztes Gebäude war auch das Berghaus renoviert und eingerichtet worden, der Kappellenberg war nun wieder begehbar und ebenfalls im Juni wurden im Schloss die Bibliothek und die Dauerausstellung „In der Wahrheit leben“ eingeweiht. Damit waren Räume erschlossen, die auch für die intergenerationelle und die Erwachsenenbildungsarbeit von großer Bedeutung waren. Neben Jugendbegegnungen und Kunstworkshops fanden nämlich 1998 auch bereits Treffen von deutschen und polnischen Nachwuchshistorikern oder Seminare höherer Offiziere beider Länder in Kreisau statt.


Die Feierlichkeiten führten altes und neues Kreisau zusammen, so begannen sie am Berghaus, wo Ewa Unger, Rosemarie Reichwein, Clarita von Trott zu Solz und Freya von Moltke die beiden Regierungschefs mit Brot und Salz begrüßten. Später war dann - wie schon 1989 - Bischof Nossol Hauptzelebrant, dieses Mal allerdings eines ökumenischen Gottesdienstes, gefeiert im Hof zwischen den Gebäuden der Anlage. Der eigentlich Akt der Eröffnung geschah durch das Zusammenbinden zweier Schleifen durch Helmut Kohl und Jerzy Buzek – ein bewußt statt des klassischen Zerschneidens eines Bandes gewähltes Symbol.

Das Rahmenprogramm bildeten Tanz- und Theateraufführungen, auf die sich deutsche und polnische Schülerinnen und Schüler vorbereitet hatten und die Teilnehmer_innen eines Grafikworkshops aus Belarus, Polen, der Ukraine und Litauen hatten für beide hohe Herren persönliche exlibris gestaltet.


Am 11. Juni wurden so Räume zugänglich, die in allen folgenden Jahren die Arbeit mit Jugendlichen und Erwachsenen prägten und ohne die es heute nicht möglich wäre, Jahr für Jahr beinahe 30.000 Gäste aus der ganzen Welt in einem kleinen niederschlesischen Dorf willkommen zu heißen!

Die Reden vom 11. Juni 1998

FOTOGALERE vom 11. Juni 1998.

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