Vom 17. August bis zum 5. September 2021 ist das Boberhaus-Diorama bei der Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung zu sehen. Es handelt sich um ein Modell des heute nicht mehr existierenden Boberhauses, das sich vor dem Zweiten Weltkrieg in Lwówek Śląski (damals Löwenberg) befand und eine wichtige Rolle in der Erziehung und Bildung junger Menschen spielte. Helmuth James von Moltke, der damalige Eigentümer des Landgutes in Kreisau, war an seinen Aktivitäten beteiligt
Der Autor des Dioramas ist Rainer Dierchen, der versucht hat, dieses einzigartige Baudenkmal der Region um Lwówek Śląski bis ins kleinste Detail nachzubilden, hauptsächlich zu Werbezwecken, um die Idee des Wiederaufbaus des Boberhauses als europäisches Zentrum für Kultur, Bildung und Geschichte zu unterstützen. Das Projekt wird vom Lwówek Śląski-Regionalverein in Zusammenarbeit mit dem Städtepartnerschaftsverein Heidenau e.V. durchgeführt und bezieht sich auf die Tätigkeit des Boberhauses in den Jahren 1926-1937, als es das Volksbildungsheim beherbergte. Diese Einrichtung war vor allem mit der Organisation von Arbeitslagern und Kursen für Jugendliche aus Ost- und Südosteuropa befasst, in deren Rahmen sportliche Aktivitäten, künstlerische Aktivitäten und Diskussionen über aktuelle Themen stattfanden. Es wird geschätzt, dass mehr als 40.000 junge Menschen an solchen Initiativen teilnahmen, und in dieser Hinsicht war das Boberhaus ein Modell, dem andere in ganz Deutschland folgten.
Helmuth James von Moltke, ein junger Jurist und Besitzer eines Landgutes in Kreisau, war ebenfalls aktiv an den Aktivitäten des Boberhauses beteiligt. Er initiierte die Gründung der Löwenberger Arbeitsgemeinschaft. Sie sollte den Bewohnern der Industriegebiete von Wałbrzych (Waldenburg), Nowa Ruda (Neurode) und Kamienna Góra (Landeshut) helfen, ihre schwierige wirtschaftliche und soziale Lage zu überwinden, indem es freiwillige Arbeitslager organisierte. Durch diese Initiative, die zwischen 1927 und 1930 durchgeführt wurde, lernte Helmuth James von Moltke viele der Personen kennen, mit denen er während des Zweiten Weltkriegs die als "Kreisauer Kreis" bekannte Widerstandsgruppe gegen Hitler mitbegründete. Sie basierte auf dem Dialog und der Zusammenarbeit zwischen Menschen mit unterschiedlichen Ansichten, Religionen und Hintergründen, die gemeinsam den Entwurf für ein neues Nachkriegsdeutschland schufen. Ähnliche Ideen leiten das Projekt zur Wiedererrichtung des Boberhauses, das zu einem Ort der deutsch-polnischen Partnerschaft werden soll, an dem Menschen verschiedener Nationalitäten, Ansichten und Erfahrungen gemeinsame Projekte für das Europa des 21. Jahrhunderts diskutieren und umsetzen könnten.
Das Boberhaus war ein beeindruckendes sechsstöckiges Gebäude, das 1910 von dem berühmten Architekten Hans Poelzig entworfen wurde, der auch den Vier-Kuppel-Pavillon in Wrocław entwarf. Bei der Erstellung des Boberhaus-Dioramas hat Rainer Dierchen versucht, die wahre Schönheit des Hauses wiederzugeben, indem er die hochwertigsten Materialien verwendete und jedes Detail genauestens ausarbeitete. So wurden beispielsweise die Bäume aus den Vereinigten Staaten importiert, und das Dach besteht aus etwa 10.000 Dachziegeln, die mehrfach von Hand bemalt wurden, um den richtigen Farbton zu erzielen.
Die Ausstellung des Boberhaus-Dioramas in Krzyżowa findet auf Initiative des Lwówek Śląski-Regionalvereins statt, der gemeinsam mit dem Städtepartnerschaftsverein Heidenau e.V. seit 2017 das Projekt "Boberhaus / Dom nad Bobrem" durchführt. Am 17. August wurde die Ausstellung offiziell eröffnet von: Dr. Robert Żurek - Geschäftsführer der Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung in Europa, Rainer Dierchen - Autor des Dioramas, Dr. Reinhard Amlacher - Hauptsponsor des Projekts, Inga und Werner Guder - Projektleiter von deutscher Seite und Vertretern des Lwówek Śląski-Regionalvereins und des Städtepartnerschaftsvereins Heidenau e.V.