In dieser Woche möchten wir Ihnen einen Text von Dr. Robert Żurek empfehlen. Darin schildert der Autor nicht nur die nach 1945 von der Katholischen und der Evangelischen Kirche unternommenen Bemühungen um die deutsch-polnische Aussöhnung, sondern stellt auch die Frage, welche Schlussfolgerungen sich aus diesem Prozess für das heutige Europa ziehen lassen.
Mit diesem Beitrag beenden wir unsere allwöchentliche Reihe „Zeit zu lesen! Publikationen der Stiftung Kreisau!“ („To warto przeczytać. Publikacje z Krzyżowej”). Wir bedanken uns für das bisherige Interesse an den von der Stiftung Kreisau herausgegebenen Publikationen, die wir hier in den vergangenen Monaten popularisieren durften.
Wir laden Sie zugleich recht herzlich dazu ein, unsere Internetseite und unser Facebook-Profil zu besuchen. Wir werden Sie dort weiterhin auf spannende Texte und Veranstaltungen zur Geschichte Europas sowie zu den deutsch-polnischen Beziehungen aufmerksam machen.
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"(…) Der Prozess der deutsch-polnischen Aussöhnung, obgleich er immer noch nicht abgeschlossen und nach wie vor reich an Spannungen und Enttäuschungen ist, ist ein großer Erfolg von Polen und Deutschen, die trotz der sie trennenden, schier unvorstellbaren Feindschaft in der Lage waren, einen Weg zu finden hin zu Zusammenarbeit und Partnerschaft. Auf diesen Erfolg haben jahrzehntelang viele Menschen aus unterschiedlichsten Milieus hingearbeitet; und eine besondere Rolle spielten dabei die Religionsgemeinschaften – die evangelische und die römisch-katholische Kirche. Ihr Beitrag zur Annäherung der beiden Völker ist umso bemerkenswerter, als er unter den sehr schwierigen Bedingungen des geteilten Nachkriegseuropas erbracht wurde. Zudem waren in der Volksrepublik Polen und in der DDR die Handlungsmöglichkeiten der Kirchen erheblich eingeschränkt – nicht nur durch die antidemokratische, sondern auch durch die kirchenfeindliche Politik der regierenden Kommunisten. Vor eine besondere Herausforderung sahen sich dabei die Kirchen in Polen gestellt, einem Land, in dem die kommunistischen Machthaber die Angst der Bevölkerung vor deutschem „Revanchismus” schürten, so dass der Aufbau guter Beziehungen zu Kirchenkreisen in der Bundesrepublik Deutschland die polnischen Kirchenmilieus dem Vorwurf des Landesverrats und den damit zusammenhängenden Repressionen aussetzte."
Robert Żurek, Dr., Historiker und Theologe. Geschäftsführender Vorstand der Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung. Ehemaliger stellvertretender Direktor des Zentrums für Historische Forschung Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften und ehemaliger Leiter der Breslauer Abteilung des Instituts für Nationales Gedenken.
* Der Text wurde veröffentlicht in: (Un)versöhnt? Gedanken über die deutsch-polnischen Beziehungen nach 1945, Tomasz Skonieczny (Hg.), Wrocław 2019.