In dieser Woche möchten wir Ihnen einen Text von Dr. Tomasz Skonieczny empfehlen, der am Beispiel des Gedenkens an das von Oberst Claus von Stauffenberg verübte Attentat auf Hitler das Nichtzusammenpassen der polnischen und deutschen Erinnerung an den Widerstand gegen den Nationalsozialismus thematisiert.

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Am 20. Juli werden die Deutschen wieder staatliche Gedenkfeierlichkeiten zum misslungenen Attentat auf Hitler im Jahr 1944 abhalten. Wahrscheinlich werden diese auch diesmal in Polen ungehört verhallen; doch zugleich zeigen sich darin zwei Aspekte, die ein vielsagendes Licht werfen sowohl auf die polnisch-deutschen Beziehungen als auch auf das Wesen der Erinnerungsrituale. Erstens wird sich aufs Neue erweisen, dass Oberst Claus von Stauffenberg sowie auch die anderen Anführer der militärischen antihitlerschen Opposition in Polen – jetzt und sicherlich auch in Zukunft – nicht als Helden angesehen werden; und dies zu Recht. Und zweitens zeigt sich die deutsche Erinnerung an das Attentat auf Hitler als eine mehrschichtige Narration, die in Polen nicht so sehr ambivalente Empfindungen weckt, sondern vielmehr darauf hinweist, dass die Erinnerungsrituale einer bestimmten Nation außerhalb der Grenzen des betreffenden Landes nur sehr schwer nachvollziehbar sind.

TOMASZ SKONIECZNY - INKONGRUENTE NARRATIONEN – DIE POLNISCHE UND DIE DEUTSCHE ERINNERUNG AN DAS ATTENTAT VON STAUFFENBERG.pdf

Tomasz Skonieczny, Dr., Historiker. Stellvertretender Leiter der Europäischen Akademie der Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung. Mitglied der Gesellschaft für Interdisziplinäre Studien an der Päpstlichen Theologischen Fakultät in Breslau.

* Der Text wurde veröffentlicht in: Das (un)sichtbare Erbe. Gedanken über den Kreisauer Kreis, Tomasz Skonieczny (Hg.), Wrocław 2017.

 

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