Diese Woche empfehlen wir Ihnen einen Text von Dr. Sebastian Fikus, in welchem er den Leser*innen Geschichte und zentrale Ziele des Kreisauer Kreises näher bringt.
#Kreisau_liest #Kreisau_empfiehlt
(...) Nur kleine Kreise und einzelne Menschen bewahrten sich im Dritten Reich ein unabhängiges Denken. Die wichtigste Oppositionsgruppe im Dritten Reich war der mit Helmuth James von Moltke verbundene Kreis. Dessen wichtigste führende Persönlichkeiten waren verschiedentlich mit Schlesien verbunden. Im Fall einiger Mitglieder des Kreises kamen die Ahnen aus Schlesien, andere waren mit dieser Region beruflich verbunden. Sie behaupteten von sich selbst, die Elite der Nation zu sein.
Und sie waren deshalb auch überzeugt, dazu verpflichtet zu sein, Deutschland vor der nationalsozialistischen Diktatur zu retten. Einander näher kamen sie sich im Zuge ihre Empörung über die Realität des nationalsozialistischen Staates, über die Abschaffung grundsätzlicher Bürgerfreiheiten und allerlei typischer Merkmale des unabhängigen politischen Lebens. Ferner widersetzten sie sich der Judenverfolgung und der aggressiven internationalen Politik. Diese Angehörigen der schlesischen Aristokratie waren davon überzeugt, die Diktatur Hitlers werde wegen ihres unmoralischen Charakters nicht überdauern. So bildete sich die Gruppe Ende der 1930er Jahre. Und erst nach ihrer Aufdeckung sollte ihr die Gestapo den Namen „Kreisauer Kreis“ geben.
Sebastian Fikus, Dr. habil., Historiker, Politologe. Wiss. Mitarbeiter an der Schlesischen Universität in Kattowitz.
* Der Text wurde veröffentlicht in: Das (un)sichtbare Erbe. Gedanken über den Kreisauer Kreis, Tomasz Skonieczny (Hg.), Wrocław 2017.