Herzlich laden wir Sie zur Lektüre unserer subjektiven Presseschau ein. Die Artikel sind in den vergangenen Tagen erschienen und wir hoffen, dass sie für Sie interessant oder überraschend sind oder auch zu Diskussion und Widerspruch anregen.

Es geht nicht darum, mit allen versammelten Ansichten übereinzustimmen sondern darum, bewußt wahrzunehmen, wie die uns umgebende Wirklichkeit von anderen gesehen wird. Es lohnt sich, mehr als eine Perspektive zu kennen.

#Kreisau_liest #Kreisau_empfiehlt

(…) Ist es okay, eine Statue ins Wasser zu werfen, wenn sie der Huldigung eines Rassisten dient? Herzlich willkommen zu einem "Pro und Contra" mit wenig Contra. Was spricht dagegen? Nicht viel. Höchstens ein gewisses Verletzungsrisiko der Beteiligten und Umstehenden und dann natürlich die Tatsache, dass fachgerechte Müllentsorgung theoretisch Sache der jeweiligen Stadt ist und man eigentlich keinen Schrott in Gewässer kippen sollte. Wenn aber die Stadt sich nicht kümmert - warum nicht selbst tätig werden?

(…) Das Wetter ist warm, die Grillsaison längst eröffnet, spätestens am Wochenende kommen wieder millionenfach Nackensteaks und Fleischspieße auf den Teller. Lecker, oder? Gut, das ist jetzt vielleicht ein bisschen zynisch, vor dem Hintergrund des erneuten massenhaften Corona-Ausbruchs in der Fleischindustrie. Aber es ist auch wirklich mühsam, zum wiederholten Male daran erinnern zu müssen: Billiges Fleisch gibt es nicht ohne erbärmliche Produktionsbedingungen.

(…) Hohe Rüstungsausgaben, ein stetig wachsender Waffenhandel und kaum Verhandlungslösungen für bestehende Konflikte – das Jahrbuch des Stockholmer Internationalen Friedensinstituts Sipri warnt vor unsicheren Zeiten. Dan Smith, Sipri-Direktor und Professor für Friedens- und Konfliktforschung an der Universität Manchester, schreibt im Vorwort zu „Sipri 2020“: „Was die Voraussetzungen für internationale Stabilität angeht, gibt es Anzeichen einer anhaltenden Verschlechterung.“

(…) Es mutet an wie Ironie des Schicksals und ist doch harte, unleugbare Realität: Der 35. Jahrestag der offiziellen Unterzeichnung des mittlerweile weltweit zu einem politischen und diplomatischen Begriff gewordenen Schengen-Abkommens erfolgt am Vorabend der erneuten Öffnung der meisten europäischen Binnengrenzen, die vor drei Monaten von den meisten Unterzeichnerstaaten geschlossen worden waren, um eine Ausbreitung des Corona-Virus auf dem europäischen Festland zu vermeiden und den Bürgern in den einzelnen Staaten eine (falsche) Sicherheit vorgaukeln sollten, die es in Wirklichkeit aber nicht gegeben hat. Ein Virus, das sich innerhalb einiger Wochen mit mehr oder weniger Intensität über den ganzen Globus, macht vor Landesgrenzen, und besonders innereuropäischen, die bisweilen mitten durch Ortschaften hindurch verlaufen, nicht Halt.

(…) Zwei Bürgermeister liegen sich in den Armen - ein Bild, das in Corona-Zeiten nicht nur Freude hervorruft. Der Frankfurter Oberbürgermeister, der seinen Amtskollegen aus Słubice bei der Grenzöffnung umarmte, bekommt aber viel Unterstützung für die Geste.

Die USA wollen den Bau der Gaspipeline durch die Ostsee mit allen Mitteln verhindern. Wer auch nur entfernt mit Nord Stream 2 zu tun hat, soll sanktioniert werden. Selbst staatliche Behörden.

(…) Wenn man aus der sog. „Mbembe-Debatte“, die sachlich noch weniger mit Geschichtswissenschaft zu tun hatte als der „Historikerstreit“ der 1980er Jahre, etwas lernen kann, dann zum Verhältnis der großen historischen Katastrophen Kolonialismus, Rassismus und Antisemitismus, genauer: zu deren methodisch sauberer Komparatistik, und zur Entstehung des Postkolonialismus. Mein Bezug dazu ist fast lebensgeschichtlich, nämlich die Parallelität der „Entdeckungen“ des Mordes an den europäischen Juden und der „Dritten Welt“ in den 1960er Jahren, als die beiden „Fälle“ – Entkolonialisierung und Holocaust – schon häufig überquer verliefen.

Wenn man sich diese Motive vor Augen führt, wirkt mancher Streit in den Debatten um drei aktuelle Gedenkprojekte befremdlich. Soll die Bundesrepublik ein spezielles Polen-Denkmal bauen oder wäre das Ausdruck einer zu nationalen Perspektive? Wäre ein Dokumentationszentrum für die Opfer des Vernichtungskriegs im Osten die bessere Variante? Oder ein Dokumentationszentrum für alle Opfer der Nazi-Herrschaft in ganz Europa? Das Deutsche Polen-Institut und die Stiftung Denkmal haben nun einen Kompromiss vorgeschlagen: ein Polen-Denkmal vor einem Dokumentationszentrum für die Nazi-Verbrechen in ganz Europa.

Zusammengestellt wurde die Presseschau von Mitarbeiter*innen der Europäischen Akademie und der Gedenkstätte der Stiftung Kreisau in Zusammenarbeit mit:

  • Sarah Reinke, Projektleiterin, Stiftung Adam von Trott Imshausen e.V., Mitglied der Gedenkstätten- und Europäische Akademiekommission der Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung.
  • Dr. habil. Pierre-Frédéric Weber. Wiss. Mitarbeiter am Institut für Geschichte der Universität Stettin. Mitglied der Gedenkstätten- und Akademiekommission der Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung.
  • Freya von Moltke-Stiftung für das Neue Kreisau.

 

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