Herzlich laden wir Sie zur Lektüre unserer subjektiven Presseschau ein. Die Artikel sind in den vergangenen Tagen erschienen und wir hoffen, dass sie für Sie interessant oder überraschend sind oder auch zu Diskussion und Widerspruch anregen.

Es geht nicht darum, mit allen versammelten Ansichten übereinzustimmen sondern darum, bewußt wahrzunehmen, wie die uns umgebende Wirklichkeit von anderen gesehen wird. Es lohnt sich, mehr als eine Perspektive zu kennen.

#Kreisau_liest #Kreisau_empfiehlt

(…) Es waren vor allem die in letzter Zeit nicht mehr sehr zahlreichen Anhänger eines europäischen Bundesstaats, die schon am Montagabend regelrecht euphorisch auf die Vorschläge der Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron für einen europäischen „Wiederaufbau-Fonds“ nach der Corona-Krise reagiert haben. Der entscheidende Kernpunkt des Vorschlags, so argumentierte etwa der Berliner Ökonom Henrik Enderlein, bestehe in einem völlig neuen deutsch-französischen Konsens: dass nämlich die EU als Ganze eigene Schulden in großer Höhe aufnehmen solle. Das politische Signal aus Berlin laute erstmals, so Enderlein weiter, „dass die EU mehr ist als eine Gruppe von Nationalstaaten und ihre eigene föderale Identität hat“.

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(…) ZO: Frau Gatzka, Herr Audretsch, was hat Sie überrascht an den Demos, die neuerdings an den Wochenenden in deutschen Städten zu sehen sind?

Andreas Audretsch: Es ist ein Zusammenschluss von ganz verschiedenen Gruppen, das ist in dieser Zusammensetzung sicher neu. Die zentrale Frage ist aber weniger, wer da zusammenkommt, als die, wer versucht, das zu instrumentalisieren. Das sind die Akteure der Neuen Rechten, die versuchen, Deutungshoheit zu erlangen.

 

(…) Durch die Snowden-Enthüllungen und den anschließenden NSA-Untersuchungsausschuss im Deutschen Bundestag wurden viele Überwachungspraktiken unserer Geheimdienste aufgedeckt, die nicht von unserer Verfassung gedeckt waren. Die Antwort der letzten Großen Koalition auf den Skandal war deutlich: Alles, was vorher illegal praktiziert wurde, wurde nachträglich mit dem BND-Gesetz legalisiert. Und es wurden noch mehr Überwachungsbefugnisse und -Maßnahmen eingeführt. Wir haben damals schon vorhergesagt, dass das nicht verfassungskonform sein kann. In Teilen sieht das auch das Bundesverfassungsgericht so. Das Bundesverfassungsgericht hat heute geurteilt, dass Grundrechte auch im Ausland gelten und unsere Behörden das selbstverständlich respektieren müssen. Das BND-Gesetz wurde in Teilen für rechtswidrig erklärt.

 

(…) Eigentlich infiltrieren sie Schlachthöfe, um Misshandlungen von Rindern und Schweinen aufzudecken. Doch was seine Mitstreiter und er bei ihren Undercover-Recherchen in deutschen Schlachthöfen Schockierendes erlebten, gehe weit darüber hinaus, sagt Friedrich Mülln. Da seien zum Beispiel die Arbeiter afrikanischer Herkunft, die für 16-Stunden-Schichten, sechs Tage die Woche, im Monat knapp 700 Euro erhielten. Einer verletzte sich, hatte eine tiefe Schnittwunde an der Hand und erklärte seinem Vorarbeiter, er brauche Hilfe. Der Vorarbeiter schickte ihn blutend zurück auf seinen Posten. Er sagte nur: „Arbeiten! Arbeiten! Zeit ist Geld!“

 

(…) 75 Jahre nach seiner Ermordung im KZ Flossenbürg sei das Andenken Dietrich Bonhoeffers in der Evangelischen Kirche weithin zur zeitlos-wohligen Heiligenverehrung geworden, warnt der Theologe und Journalist Arnd Henze. Nutznießer sei die „Religiöse Rechte“, die den Theologen und Widerstandskämpfer immer schamloser als einen der ihren im politischen Tageskampf instrumentalisiert.

 

(…) Der Historiker Wolfgang Benz hat sich sein Forscherleben lang mit Antisemitismus und Widerstand beschäftigt und gehört zu den besten Kennern dieses Gebiets.

In seinem neuesten Buch beschreibt Benz die Entstehung der Gruppe "Onkel Emil" im Umfeld und in der Folge der zunehmenden Entrechtung und Demütigung der Juden nach den staatlich organisierten und geduldeten Novemberpogromen 1938. Es gab damals nicht nur besorgte Zuschauer, sondern auch Bürger, die sich politisch empörten über die Verletzung von zivilisatorischen Mindeststandards und handelten.

 

(…) Ich bin hübsch“, sagt sich Marta, als sie in der Apotheke Schlange steht und in einen Spiegel schaut, der dort an der Wand hängt. Die Schlange besteht aus „hustenden, verschnupften, in Kopftücher und Schals gehüllten Kunden“. Fast fühlt man sich in die Zeit einer Epidemie versetzt; aber es ist nur ein ekliger Warschauer Winterabend. Die Sekretärin Marta kauft Medikamente für ihre kranke Mutter. Doch auf der Straße schlägt ihr ein angetrunkener Typ das Fläschchen aus der Hand, die Medizin zerfließt im Schneematsch. Dann wird sie von dem Typ und seinen Kumpanen auch noch begrapscht und beschimpft. Niemand greift ein. Aber dann . . .

 

(…) Die meisten Leningrader führen während der Blockade Tagebücher und werden so zu Chronisten des Lebens und Sterbens in der eingekesselten Stadt Leningrad (heute St. Petersburg), deren Bevölkerung nach dem nationalsozialistischen Plan verhungern sollte. Im Raub- und Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion sollte sich die deutsche Wehrmacht weitgehend aus den Ressourcen des eroberten Landes versorgen, für die Einheimischen wollte man nicht aufkommen.

Zusammengestellt wurde die Presseschau von Mitarbeiter*innen der Europäischen Akademie und der Gedenkstätte der Stiftung Kreisau in Zusammenarbeit mit:

  • Sarah Reinke, Projektleiterin, Stiftung Adam von Trott Imshausen e.V., Mitglied der Gedenkstätten- und Europäische Akademiekommission der Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung.
  • Dr. habil. Pierre-Frédéric Weber. Wiss. Mitarbeiter am Institut für Geschichte der Universität Stettin. Mitglied der Gedenkstätten- und Akademiekommission der Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung.
  • Freya von Moltke-Stiftung für das Neue Kreisau

 

 

 

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