Wir wollen unsere Empfehlungsreihe von letzter Woche fortsetzen und möchten Ihnen ein weiteres Buch empfehlen, das in Kreisau geschrieben wurde.

Die Osterfeiertage, die gerade waren, bieten die Möglichkeit für eine tiefgehende Reflexion, aber auch für neue Hoffnung, die wir in diesen schweren Zeiten so sehr brauchen. Dieses Mal wollen wir einen Text von Prof. Waldemar Czachur, dem Vorsitzenden des Stiftungsrates von Kreisau, wieder ins Blickfeld rücken, der uns erklärt, wie die Organisation der Versöhnungsmesse in Kreisau die Wahrnehmung von Kreisau als symbolischen Ort der polnisch-deutschen Annäherung und die darauffolgende Gründung der Stiftung beeinflusst hat.

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(…) Ein Symbol der Stärke und Entschlossenheit, zugleich aber auch ein lebendiges und sichtbares Zeichen des zivilgesellschaftlichen deutsch-polnischen Dialogs, ist die im Jahr 1990 entstandene Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung. Als unabhängige Nichtregierungsorganisation mit dem Schwerpunkt der Bildungsarbeit knüpft sie seitdem zugleich an das Vermächtnis des deutschen Widerstandes wie auch die deutsch-polnische Versöhnung an. Die in Kreisau stattfindenden Treffen von Jugendlichen, vor allem aus Polen

und Deutschland, sowie die zahlreichen Programme im Bereich historischer, politischer und interkultureller Bildung, die sich an verschiedene Zielgruppen richten, sind auch eine wichtige Plattform für den deutsch-polnischen Dialog. Diese Arbeit wird aber auch von mehreren anderen, ebenso wichtigen Bildungseinrichtungen geleistet. Worin besteht somit die Besonderheit von Kreisau als einem Ort des deutsch-polnischen Dialogs in pädagogischer Hinsicht? Kreisau ist ein Ort authentischer Begegnungen, die die Strahlkraft des Dialogs deutlich machen: drei Tagungen des Kreisauer Kreises und die deutsch-polnische Versöhnungsmesse. Die intellektuelle Spannung zwischen diesen beiden sehr intimen Erfahrungen schafft für Polen und Deutsche einzigartige Bedingungen, nicht nur für die Besonderheit des deutsch-polnischen Dialogs und seine zahlreichen Schwierigkeiten, sondern auch – in einem tieferen Sinne – für die Frage, warum die europäische Verständigung so ein schwieriger Prozess ist. In Kreisau findet, oft unbewusst, bei zahlreichen internationalen Jugendbegegnungen ein ständiger Dialog über das vielfältige Erbe statt. Sie sind weder für die Teilnehmer des Jugendaustauschs noch für Kreisau selbst von untergeordneter Bedeutung.

 W. Czachur_KREISAU ALS ORT DES DEUTSCHPOLNISCHEN DIALOGS.pdf

* Der Text wurde veröffentlicht in: (Un)versöhnt? Gedanken über die deutsch-polnischen Beziehungen nach 1945, Tomasz Skonieczny (Hg.), Wrocław 2019.

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