Neulich stieß ich auf das Protokoll von der Februarsitzung des Stiftungsvorstands. Wir beschäftigten uns mit einer detaillierten Planung eines voraussichtlich sehr erfolgreichen Jahres, mit einer Anzahl von Projekten und Besucher*innen auf Rekordhöhe. Wir beklagten uns sogar ein wenig darüber, dass sich  ein sehr arbeitsintensives Jahr abzeichnete, während wir doch nach dem Jubiläumsjahr auf eine Entschleunigung gehofft hatten.

Jetzt, nur noch wenige Wochen später, liest sich dieses Protokoll wie ein Dokument aus einer fernen, fremden Welt. Anstatt zu planen, wie wir die Ressourcen am effizientesten einsetzen, damit unser Team durch die Betreuung und Koordination der sehr zahlreichen Projekte nicht übermüdet wird, überlegen wir, wie wir die Stiftung vor dem baldigen Untergang bewahren können.

Zwischen März und Juni waren in Kreisau 69 mehrtägige Projekte mit fast 3000 Teilnehmenden geplant, mehrheitlich deutsch-polnische Schulbegegnungen. Alle mussten abgesagt werden Infolge der Coronavirus-Pandemie. Es ist ein unheimliches Gefühl, das menschenleere, stille Stiftungsgelände zu besuchen. Normalerweise tobten hier um diese Jahreszeit Jugendgruppen, Tagesbesucher*innen machten Führungen oder unterhielten sich in verschiedenen Sprachen „Beim Grafen“.

Das alles hat natürlich auch finanzielle Konsequenzen. Die Einnahmen fallen fast gänzlich weg, die monatlichen Fixkosten können nur zum Teil verringert werden. Wenn wir nicht eine außergewöhnliche Hilfe erhalten, ist das baldige Ergebnis dieser Entwicklung nicht schwer zu erraten.

Deshalb verliefen die letzten Wochen für den Vorstand unter dem Zeichen von Antikrisenmaßnahmen. Unterstützt vom Aufsichtsrat, den Abteilungsleiter*innen und vielen Miterbeiter*innen, haben wir einerseits radikale Sparmaßnahmen eingeführt (darunter auch Reduzierung der Gehälter des ganzen Teams), andererseits Bitten und Anträge an unsere Unterstützer*innen und Partner*innen gerichtet, Verhandlungen geführt, virtuelle Projektideen für die Zeit der Pandemie entwickelt. Es bleibt zu hoffen, dass diese Bemühungen Früchte tragen werden.

Zur Zeit bangen wir allerdings um die Zukunft Kreisaus, wenngleich wir die Hoffnung keinesfalls verlieren. Die Herausforderungen sind enorm, aber die Stiftung machte in ihrer Geschichte bereits sehr schwere Krisen durch und fand stets einen Ausweg. Sie ist Meisterin im Überlebenskampf, hat ein tolles, engagiertes und kreatives Team, treue Partner*innen und großzügige Unterstützer*innen. Zusammen können wir es schaffen!

Da wir trotz der sehr schwierigen Lage guter Hoffnung sind, konzentrieren wir uns nicht nur auf das Überstehen der Krise, sondern wir bereiten uns schon auf die Zeit danach vor. Wir wissen noch nicht, wie die Welt nach der Pandemie aussehen wird, fürchten aber, dass es keine besonders schöne Welt werden kann. Die Traumata der Pandemie und der wirtschaftlichen Rezession können den politischen Populismus und die nationalen Egoismen vorantreiben, die Krise der Europäischen Union kann noch viel tiefer, und die Gelder für internationale Projekte viel knapper werden. Insofern wird das Ende der Pandemie keinesfalls das Ende von besonderen Herausforderungen für die Stiftung bedeuten. Darauf müssen wir gefasst sein.

Aber eine Krise ist bekanntlich oft auch eine Chance. Selbstverständlichkeiten hinterfragen, nach neuen Wegen suchen, durch die Krise offenbarten Schwachstellen beseitigen. Mit großer Freude und Hoffnung beobachte ich, wie viel die Pandemie an Kreativität, Teamwork und Verantwortungsbewusstsein in unserem Team ausgelöst hat. Vielleicht können wir nach der Krise sogar stärker werden als davor? Wir hoffen jedenfalls, dass Sie uns auf diesem Wege in den Neuanfang begleiten werden.

Und damit wir morgen so weit werden können, bitten wir Sie heute um Ihre Unterstützung. Auf unserer Homepage werden Sie Informationen finden, wie man der Stiftung finanziell helfen kann.

Dr. Robert Żurek - Geschäftsführender Vorstand der Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung

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