Hoffentlich bleibt es eine Momentaufnahme, Stand Anfang April 2020: Noch gibt es keinen Corona-Rettungsschirm für die außerschulische, non-formale Bildung in Deutschland. Dieser ist aber dringend notwendig, um eine über Jahrzehnte gewachsene Landschaft an Bildungsstätten, Vereinen, Stiftungen und Initiativen zu erhalten. Das deutsche System der politische Bildung (und verwandter Arbeitsfelder) setzt auf Pluralität, Unabhängigkeit und Subsidiarität. Für die demokratische Kultur und das zivilgesellschaftliche Engagement ist es daher eine unverzichtbare Ressource, die wir nach der Krise dringend brauchen werden. 

Die Situation klingt dabei aus Kreisau leider nur allzu vertraut: Angesichts der Gefährdung durch das Coronavirus haben alle Träger im März ihr Angebot eingestellt oder angepasst. Zum Schutz der Gesundheit und aus Solidarität mit denjenigen, die von diesem Virus besonders gefährdet sind. Nach aktuellen Stand sind die Bildungsstätten bis Ende April geschlossen. Schon jetzt ist aber klar, dass Projekte weit über diesen Zeitraum hinaus ausfallen und Gruppen ihre Buchungen stornieren werden.

Öffentliche Geldgeber sind bemüht, ihre Fördermittel unbürokratisch zur Verfügung zu stellen. Doch in der Summe sind die Einbußen für die Einrichtungen existenzbedrohend. Denn alle weiteren Einnahmen wie Teilnehmerbeiträge oder Erträge aus Vermietungen entfallen ganz. Nicht viel besser sieht es bei vielen kleinen Initiativen, unabhängigen Agenturen und freiberuflichen Teamer*innen aus, die mit ihrer Expertise das Arbeitsfeld prägen. Die Träger der politischen Jugend- und Erwachsenenbildung fordern daher nachdrücklich von der Politik, in den Rettungsschirm der Bundesregierung aufgenommen zu werden.

Unabhängig davon wird die Krise das Arbeitsfeld der politischen Bildung verändern. Am sichtbarsten ist die momentan in einem Digitalisierungsschub. Nach dem Motto „lieber online als absagen“, haben viele Träger begonnen, Veranstaltungen digital anzubieten. Was davon Aktionismus bleibt und was zu einer wirksamen Form der digitalen politischen Bildung werden kann, muss sich jetzt klären. Dabei geht es nicht zuletzt um die Frage, wie Präsenzangebote in Bildungsstätten und digitale Formate zukünftig ineinandergreifen.

Ole Jantschek ist Stellvertretender Vorsitzender des Stiftungsrats der Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung

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