Bereits zum 17. mal fand 2019 das Ost-West-Europäischen Gedenkstättentreffen in Kreisau statt. Thema war „Vergessene Geschichte“, es ging um Orte, Personen und Ereignisse, die nicht oder erst spät Eingang in das kollektive Gedächtnis genommen haben oder um deren Erinnerung noch gerungen wird.
Über 50 Kolleginnen und Kollegen aus 14 Ländern (von Albanien über Belarus, Polen und Deutschland bis Peru) diskutierten den Umgang mit „vergessener Geschichte“ und stellten Projekte vor, die Geschichte einer (breiten) Öffentlichkeit vermitteln wollen. In drei Blöcken hatte jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin die Möglichkeit, sich und die Beziehung zum Thema in jeweils 2 Minuten vor einem selbstgewählten Foto vorzustellen. In diesen Blöcken wurde ein Merkmal des Gedenkstättentreffens sehr deutlich: Dass alle Teilnehmenden auch Referenten sind.
Die Frage der Vermittlung in die Öffentlichkeit hinein war zentral für das Einstiegsreferat am Donnerstag: Professor Joanna Wojdon von der Universität Breslau sprach über Public History und ihre Rolle beim Umgang mit „vergessener Geschichte“. Das Interesse am Thema war groß und das anschließende Gespräch mit Professort Wojdon dauerte über eine Stunde lang. Diskussionen wie diese sind nur dank der professionellen Dolmetscher_innen möglich, die das gesamte Gedenkstättentreffen ins Deutsche, Englische, Polnische und Russische übersetzen.
Der zweite Tag der Veranstaltung war dann „Vergessene Orten“ gewidmet, etwa dem ehemaligen KGB Gefängnis Patarei in Tallin, dem „Gypsy Camp“ von Lety oder der Danziger Werft. Nach dem Abendessen gab es dann die Möglichkeit, während zweier Führung etwas über Kreisau als vergessenen und wiederentdeckten Ort zu erfahren.
In den nächsten thematischen Blöcken am Freitag ging es um „Vergessene Namen“ und „Vergessene Ereignisse“, nachmittags führte eine Exkursion dann zu Orten des Protestantismus in der Umgebung Kreisaus – nicht alle waren dabei vergessene Orte, so besuchten wir auch die Friedenskirche in Schweidnitz. Der Tag endete mit einem Abendessen im Restaurant des Hotels „Red Baron“ – eine weitere wiederentdeckte Person – Manfred von Richthofen hatte tatsächlich einige Jahre in Schweidnitz gelebt.
Nach weiteren Projektpräsentationen am Samstag endete das 17. Ost-West Europäische Gedenkstättentreffen mit einer Auswertungsrunde – dabei dominierte Lob und Freude über neue Kontakte und Kooperationen. Für ein 18. Treffen gibt es bereits einen Termin: Es soll vom 1. bis zum 4. April 2020 stattfinden.
Die Veranstaltung wurde von der Stiftung Kreisau zusammen mit der Bundesstiftung für die Aufarbeitung der SED Diktatur , der Evangelischen Akademie zu Berlin und dem „Zentrum Erinnerung und Zukunft“ in Breslau geplant, in Zusammenarbeit mit der Kreisau Initiative e.V. durchgeführt und von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft inhaltlich und finanziell gefördert.
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