Der achte März wurde in Kreisau als besonderer Tag gefeiert. An diesem Datum fand nämlich ein Workshop im Rahmen des Frauentags statt. Die aus vielen verschiedenen Ländern stammenden Teilnehmenden beschäftigten sich im Rahmen des Projekts mit dem Thema Geschlechterrollen.
Als Erstes lernten sich die Teilnehmenden kennen, indem sie Namensschilder für eine andere Person bastelten und anschließend Fragen, zum Beispiel „Ist das Loch im Donut Teil des Donuts?“ diskutierten.
Nach einer Wiederherstellung der Gehirnaktivität durch Kaffee und Kekse sprachen wir dann darüber, welche Regeln jede einzelne Person bräuchte, um sich in der Gruppe sicher und wohl zu fühlen und sich öffnen zu können. Die Ideen der Teilnehmenden wurden anschließend in einem Gruppenvertrag zusammengefasst.
Im nächsten Teil des Projekts sollte diskutiert werden. Dazu war es geplant, eine in der anwesenden Gruppe bestehende Kontroverse zu entdecken und anschließend Argumente für beide Seiten zu finden. Da die Meinungen der Teilnehmenden jedoch in die ungefähr gleiche Richtung gingen, wurden wir nicht fündig. Aus diesem Grund stellten wir uns dann gegenseitig Erlebnisse mit Geschlechterrollen und Diskriminierung in unseren Heimatländern, aber auch Fakten zu diesen Themen vor.
Nach dem Mittagessen und einer kaffeegetränkten Pause fand der letzte und wahrscheinlich wichtigste Teil des Projekts statt. Wir sammelten uns in kleinen Gruppen, von denen jede dazu eingeladen wurde sich ihr eigenes Konzept für ein kurzes Theaterstück zum Thema Geschlechterrollen auszudenken und es anschließend vorzutragen. Und so wurden schon bald eifrig falsche Schnurrbärte und blonde Perücken aus Papier hergestellt und am lebenden Objekt befestigt sowie Kleiderständer gestohlen und allgemein Großteile der Einrichtung durcheinandergebracht. Doch es lohnte sich, denn jede Gruppe trug eine manchmal lustige, manchmal zum Nachdenken anregende und in anderen Fällen hochprofessionelle Performance vor. Anschließend wurden alle Theaterstücke noch einmal gespielt, mit dem Unterschied dass nun auch die Zuschauenden mitwirken konnten: Durch ein Klatschen konnte man nun die Rolle einer auf der „Bühne“ stehenden Person übernehmen und selbst entscheiden, wie das Theaterstück weitergehen sollte. Die vorher stille, passive Begleitung einer im Club belästigten Cis-Frau leistete nun Widerstand gegen den Belästiger. Dieser wiederum, in der ersten Vorstellung uneingeschränkt selbstsicher, entschuldigte sich jetzt.
Während des Projekts war eine starke, von den Teilnehmenden kommende Energie zu spüren. Obwohl die meisten von ihnen früh aufgestanden waren, merkte man, wie wichtig das Thema des Workshops für viele ist. Diese Energie ging auch auf uns über, was das Leiten dieses Workshops zu einer sehr angenehmen Erfahrung machte.
[Text: Caterina Ramon Rotger und Friederike Ott - Freiwillige im IJBS Krzyżowa]