Vor knapp einem Jahr haben wir, die Krzyzowa-Stiftung und unser Partner, die Kreisau-Initiative e.V., den NETTZ-Förderpreis gewonnen. Ausgezeichnet wurde das Projekt #CreatingSpace A digital future with ethics in mind mind. Ausgangspunkt des Projekts war, dass wir als Bildungsträger in der politischen Bildung zunehmend den Bedarf sehen, politische Bildung und Medienkompetenz nicht mehr getrennt zu betrachten. Vielmehr besteht ein klarer Handlungsbedarf Medienkompetenz um eine digitale Medienethikkompetenz zu erweitern. Zuerst der Preis, dann fand erfolgreich das Kick-Off Event im Dezember 2019 zu den Themen der digitalen Ethik in Kreisau statt. Voller Tatendrang gingen wir dann in die Konzeption, um die Projektreihe im Jahr 2020 fortzusetzen. Die Teilnehmer*innen wurden rekrutiert und die Finanzierung war gesichert und nanu, dann kam Corona und die Frage stand im Raum: Trauen wir uns, es online zu tun? YES!Nach einem organisatorischen Marathon und dank der Flexibilität unserer Sponsoren, der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit und der Konrad-Adenauer-Stiftung sowie der Teilnehmer*innen war nach einigen Tagen intensiver Arbeit das Konzept für das Online-Training fertig.
Vom 07.-12.05.2020 fand das Training #CreatingSpace, eine Projekt über digitale Ethik, online im virtuellen Raum statt. In 6 Tagen lernten und erwarben 16 Teilnehmer*innen aus der Ukraine, Polen und Deutschland anwendbares Wissen über Lehrmethoden, die das Bewusstsein für digitale Werte fördern und junge Menschen befähigen sollen, sich durch einen wertebasierten Ansatz gegen Hassreden im Internet zu wehren. Der Workshop führte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in einen Werkzeugkasten von Methoden ein, die darauf abzielen, die Persönlichkeit junger Menschen zu stärken, Selbstreflexion zu ermöglichen, Empathie zu fördern und mit Vielfalt umzugehen, und um dann die Konzepte und Methoden auf die eigene Arbeit mit jungen Menschen anzuwenden.
Das Seminar war analog geplant, wurde aber wie so viele Pläne durch die COVID-19-Epidemie durchkreuzt. Angesichts der wilden Verschwörungstheorien und gefälschten Nachrichten über COVID-19 wird deutlich, wie wichtig Medienkompetenz ist. Auch die Tatsache, dass ein großer Teil unseres Lebens heute online stattfindet, unterstreicht die Bedeutung medienethischer Kompetenz.
Trotz der distanzierten Zusammenarbeit war die Gruppendynamik so, wie man es in einem Online-Kurs nicht erwarten würde, sie war da, und sie war großartig. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie positive Narrative im Internet gefördert werden können, um sie nicht negativen, antidemokratischen Einflüssen zu überlassen. Auf der Zoom-Plattform diskutierten die Teilnehmenden über Diskriminierung, Hassreden und Redefreiheit im digitalen Raum. Einer der Teilnehmer fügte hinzu: "Seltsamerweise neigen wir dort, wo wir mehr Mut zum Reden haben, dazu, angesichts unethischen Verhaltens zu schweigen.
Hate-Speech als eine der größten Gefahren im virtuellen Raum wurde ausführlich diskutiert. In einem ersten Schritt überlegten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, welche sozialen Gruppen von Hass im Internet besonders betroffen sind und welche Stereotypen vor allem im Internet vorherrschen. Mit Hilfe des Ted-Talks der nigerianischen Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichie (https://www.ted.com/talks/chimamanda_adichie_the_danger_of_a_single_story/transcript?language=de) wurde ein Raum zum Nachdenken geschaffen, um darüber zu reflektieren warum wir unterschiedliche Perspektiven und Narrative brauchen und welche Verantwortung wir als Multiplikatoren*innen haben, Klischees nicht zu reproduzieren, auch wenn dies oft unbewusst passiert. Darauf aufbauend näherten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dem Themenkomplex der (virtuellen) Diskriminierung und des Hasses, der sich insbesondere gegen Flüchtlinge und Migrantinnen und Migranten richtet. Auch hier reflektierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit der Methode der "Migrationskarte" ihre eigene Migrationsgeschichte innerhalb der Familie. Dies war der Auftakt, um im folgenden Modul über das Gegenrede im Internet zu diskutieren, denn auch hier war es wichtig zu betonen, dass wir als Nutzerinnen und Nutzer täglich die Möglichkeit haben, das Internet demokratisch mitzugestalten und dass wir eine demokratische Diskussionskultur wollen. Es ist natürlich völlig in Ordnung, unterschiedliche Meinungen zu haben, schließlich lebt die Demokratie davon, aber der Hass darf in keiner politischen Position dominieren.
Ist etwas schief gelaufen? Technische Fragen, natürlich, aber das hat dazu geführt, dass alle die digitalen Werkzeuge noch sicherer nutzen können und die Teilnehmer*innen sich gegenseitig halfen.
Gerade während dieser Pandemie wurde das Internet zur letzten Bastion sozialer und beruflicher Kontakte und zu einer Bildungsplattform. Machen wir diesen virtuellen Raum demokratisch, in dem die universellen Menschenrechte gelten!
Projektkoordinator: Charlotte Lohmann
Das Projekt wurde in Kooperation mit der Berghof Stiftung und der Kreisau-Initiative e. V. konzipiert und mit Mittel der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit und der Konrad-Adenauer Stiftung finanziert.