Wir möchten Ihrer Aufmerksamkeit den Artikel »„Mein Kampf”. Dieses furchtbare Buch, das niemand gelesen hat / lesen wird?« von Dr. Tomasz Skonieczny, dem stellvertretenden Leiter der Europäischen Akademie, empfehlen. Der Beitrag ist auf dem Internetportal https://wiez.pl erschienen.
Auszug:
(…) Die in Polen am 20. Januar herausgegebene kritische Ausgabe von „Mein Kampf” (Verlag Bellona), zugleich die weltweit zweite Veröffentlichung dieser Art, bietet Anlass, sich nicht nur Gedanken darüber zu machen, was wir in Wirklichkeit über dieses Buch wissen und was ein Element in einer Reihe von Assoziationen darstellt, die die bloße Erwähnung des Namens seines Autors weckt, sondern auch darüber, welche Folgen es haben kann, dieses Werk in den legalen Umlauf zu bringen.
(…) Heute, in dem Augenblick, in dem der vorliegende Text entsteht, hat die polnische Ausgabe von „Mein Kampf” ihre Premiere. Es handelt sich dabei um die zweite, gleich nach der deutschen, kritische Edition dieses Buches. Verantwortlich für dessen Vorbereitung ist Prof. Eugeniusz Król, ein ausgewiesener Experte, der den Ruf eines gewissenhaften Wissenschaftlers genießt. Ähnlich wie dies bei der deutschen Ausgabe der Fall war, lag der Arbeit an der polnischen Edition ein Gefühl der Verantwortung zugrunde – dafür, dass die professionelle, mit wissenschaftlichem Apparat versehene Ausgabe nicht nur zur Entmythologisierung des Buches beiträgt, sondern auch den Markt sättigt und damit etwaige weitere Ausgaben verhindert.
(…) Ich sehe, Stand heute, keine beunruhigenden Konsequenzen für die Herausgabe einer kritischen Edition von „Mein Kampf” in Polen, bei der es sich – was nicht unbedeutend ist – um die erste professionelle Übersetzung dieses Werkes ins Polnische handelt. Und ich finde, es ist ein Zeitpunkt, der genutzt werden sollte, um die Frage öffentlich aufzugreifen, was uns die Geschichte der Totalitarismen des 20. Jahrhunderts lehrt. In diesem Sinne sollte nämlich die Arbeit von Prof. Król eine Schlüsselaufgabe erfüllen, die sich der akademischen Gemeinschaft stellt: Nicht nur Milieudebatten zu initiieren, sondern deren Ergebnisse auch über die Universitätsmauern hinauszutragen und dabei den Verpflichtungen nachzukommen, vor denen Intellektuelle seit dem 19. Jahrhundert stehen. Es wäre übermäßig optimistisch, zu glauben, dass uns ohne diesen Anstoß eine reife öffentliche Diskussion über die Erkenntnisse erwartet, die sich aus der kritischen und aufmerksamen Lektüre der neuen Ausgabe von „Mein Kampf” ergeben.
Der vollständige Text [nur in polnischer Sprache] ist auf der Internetseite des Magazins WIĘŹ verfügbar.