Der Streit um Denkmäler von Persönlichkeiten vergangener Zeiten der aktuell in den USA und einigen Ländern Westeuropas ausgetragen wird, ist ein außerordentlich wichtiger Vorgang, den wir verfolgen sollten. Er ist wichtig, da er nicht nur viel darüber verrät, was wir wirklich von der Vergangenheit wissen (und damit über die Qualität der Geschichtsbildung) sondern auch darüber, wie wir heute die Frage beantworten, wie im öffentlichen Raum an Geschichte zu erinnern ist.
In dieser Situation lohnt es sich, auch den Historikern zuzuhören und wir möchten die Lektüre eines von Dr. Tomasz Skonieczny, dem stellvertretenden Leiter der Europäischen Akademie, verfassten Text empfehlen, in welchem er sich unter anderen mit der Frage auseinander gesetzt hat, ob Denkmäler Konflikte erzeugen.
Ein recht offensichtliches Element, was mit der Errichtung von Denkmälern wie auch mit Erinnerungsritualen verbunden ist, sind Emotionen – positive wie negative. Besonders sichtbar wird dies bei Denkmälern, die hochaktuelle und umstrittene Themen aufgreifen – die Erinnerung an umstrittene Gestalten oder an Ereignisse, deren Verlauf und Konsequenzen nicht eindeutig sind – oder auch bei solchen Denkmälern, die eine offene Manipulation der Herrschenden darstellen und Unwahres über die Vergangenheit sagen.
Von Bedeutung ist, dass Denkmäler, die nicht Schauplatz offizieller Feierlichkeiten sind oder sogar fast in Vergessenheit geraten sind, beinahe über Nacht Gegenstand heftiger Auseinandersetzungen werden können. Diese Auseinandersetzungen können die Aufarbeitung der Vergangenheit betreffen und – wenn wir Bezug auf ein Beispiel aus Mittel- und Osteuropa nehmen – sie können auch die Entfernung von Denkmälern betreffen, die von einem Teil der Gesellschaft als Symbole der Unterdrückung des Landes durch die Sowjetunion angesehen werden. Andere Emotionen können hingegen Auseinandersetzungen darüber hervorrufen, wie die Zukunft eines Landes aussehen sollte – konfliktträchtig sind dabei Denkmäler von Politikern oder Intellektuellen, die als Befürworter eines vergangenen Systems oder einer kontroversen Ideologie angesehen werden.
In den vergangenen Jahren gab es einige klare Beispiele für das Potential von Denkmälern, Konflikte hervorzurufen. Eines davon können die Unruhen sein, die in Lettland 2007 ausbrachen, als man versuchte das Denkmal des „Braunen Soldaten“ zu versetzen, ein anderes die Proteste von Gegnern der Erinnerung an Schlüsselfiguren des amerikanischen Bürgerkriegs, zu denen es in Charlottesville (USA) im Jahr 2017 kam. In beiden Fällen gab es Tote und Verletzte.
Die denkbar negativste Entwicklung ist eine solche, wenn Auseinandersetzungen um Denkmäler ein Ausmaß annehmen, dass über die lokale oder nationale Ebene hinausgeht. Einige dieser Konflikte können nehmlich einen internationalen Charakter annehmen – wenn ein Denkmal ein Thema betrifft, das für ein anderes Volk inakzeptabel ist (wenn beispielsweise an Menschen oder Organisationen erinnert wird, die für eine Seite Helden sind, für die andere aber sogar als Verbrecher angesehen werden können).
Die Ereignisse des letzten Jahrzehnts zeigen, dass solche Auseinandersetzungen, die Ergebnis eines mangelnden Verstehens der Vergangenheit und der Unterschiede in der Erinnerung an sie sind, eine Bedrohung des friedlichen Miteinanders sein können. Es reicht, sich an solche Erinnerungskonflikte wie den polnisch-ukrainischen, den ungarisch-rumänischen oder den griechisch-mazedonischen oder auch an die Auseinandersetzungen zwischen den Ländern des ehemaligen Jugoslawiens zu erinnern.
Der volle Text zum Thema Denkmäler – wofür sie errichtet werden, wie sie Geschichte erzählen und was von ihnen zu lernen ist – können Sie auf einer von der Stiftung Kreisau im Rahmen des internationalen Projekts „Monuments of Remembrance 1918-2018“ erstellten Website finden.