Das Jahr 2019 war für Kreisau eine besondere Zeit – eine Zeit der Jubiläen. So haben wir den dreißigsten Jahrestag der Anfänge der Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung sowie den dreißigsten Jahrestag der Versöhnungsmesse gefeiert. Seit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges sind inzwischen achtzig Jahre vergangen, seit fünfzehn Jahren ist Polen wiederum Mitglied der Europäischen Union. Das nunmehr zu Ende gehende Jahr war für uns somit eine Zeit des Nachdenkens und des Erinnerns.

Wir haben uns Gedanken darüber gemacht, was die Stiftung Kreisau erreichen konnte und welche neuen Ziele wir uns heute setzen sollten. In dem Jahr der Jubiläen haben wir uns gemeinsam – mit befreundeten und durch eine Partnerschaft mit uns verbundenen Organisationen – bemüht, mithilfe verschiedener Veranstaltungen an die begangenen Jahrestage zu erinnern. Eben deshalb haben wir das ganze Jahr über Initiativen ergriffen, die an differenzierte Empfänger gerichtet waren, um verschiedene Gruppen dazu anzuregen, über Werte nachzusinnen, die für uns 2019 den Leitgedanken bildeten: Respekt, Dialog und Verständigung.

Das Jubiläum der Stiftung Kreisau haben wir vor allem aktiv – bei Begegnungen und Veranstaltungen – gefeiert.

Die Feiern begannen mit einem deutsch-polnisch-französischen Projekt „smART history” (21.-27. Februar), das an Edukatoren und Multiplikatoren gerichtet war. Bei Workshops wurde über Modelle pädagogischer Arbeit im Bereich historischer und zivilgesellschaftlicher Bildung diskutiert. Das Leitthema der Begegnung bildete dabei Versöhnung.

Am 15. Mai fand in Warschau, am Sitz des Klubs der Katholischen Intelligenz (KIK), eine Debatte anlässlich des 30. Jahrestages der deutsch-polnischen Versöhnungsmesse statt. Teilnehmer der Veranstaltung machten sich Gedanken u. a. über die historische und aktuelle Bedeutung des symbolträchtigen Händedrucks von Mazowiecki und Kohl sowie darüber, in welchen Bereichen der deutsch-polnische Dialog heute eine Chance für die Europäische Union darstellen kann.

Auch die Veranstaltung vom 3. Juni in Leipzig „Aufbruch 1989 – halbfreie Wahlen in Polen und der deutsch-polnische Neuanfang in Kreisau“, bei der man sich die Frage stellte, ob die Aussöhnung zwischen Polen und Deutschen nach wie vor aktuell und relevant ist, erlaubte uns, uns wieder bewusst zu machen, was das Wesen der Versöhnungsmesse ausmachte.

In der Zeit vom 10. bis zum 12. Juni veranstaltete die Stiftung Kreisau – zusammen mit ihren Partnern – eine Konferenz unter dem Titel „Herausforderung Dialog: Demokratie, Religion, Widerstand in der Gesellschaft”, bei der eine Reflexion darüber angestellt wurde, ob sich Kreisau sowie andere Orte des Dialogs in den Prozess der Konfliktprävention einbringen können.

Menschen, denen Werte der Stiftung am Herzen liegen und die sich mit Kreisau verbunden fühlen, kamen zu einem Jahrestagstreffen der Freunde Kreisaus (07.-10. Juni).

Mitte 2019 (15. August) feierten wir das Jubiläum bei einem Familienpicknick – zusammen mit den Einwohnern Kreisaus sowie umliegender Ortschaften. Auf die Teilnehmer warteten viele Attraktionen, so dass sie den Nachmittag im Kreise ihrer Angehörigen interessant verbringen konnten. Für die Stiftung war dies wiederum eine Gelegenheit, die lokale Gemeinschaft an den 30. Jahrestag dieser einzigartigen Begegnungsstätte zu erinnern. 

Ende August, Anfang September ertönten in Kreisau Musikklänge bei der fünften, Jubiläumsauflage von Krzyżowa-Music. In diesem Jahr kamen im Rahmen des Festivals ein weiteres Mal Musiker aus knapp dreißig Ländern zusammen, um sich gegenseitig zu inspirieren, Erfahrungen auszutauschen, Konzerte zu spielen und das Thema der Symposien zu vertiefen – in diesem Jahr ging es dabei um die Rolle von Musikern in der Gesellschaft. Das Festival endete mit einer Würdigung für die Opfer des Zweiten Weltkrieges – im Rahmen eines Abschlusskonzerts am 1. September, dem 80. Jahrestag des Ausbruchs des Zweiten Weltkrieges.

Am 26. September versammelten sich auf dem Hof der Stiftung Kreisau mehrere hundert Läufer unterschiedlichen Alters, die an den – anlässlich des Jahrestages veranstalteten – Generationsübergreifenden Versöhnungsgeländeläufen teilnahmen.

Gegen Ende des Monats (27. September) fand wiederum eine symbolträchtige Veranstaltung statt, mit der zwei koexistierende Dimensionen von Kreisau hervorgehoben wurden. Helmuth Caspar von Moltke – der Sohn von Helmuth James und Freya von Moltke, der beiden Besitzer des Gutes Kreisau und Mitglieder des Kreisauer Kreises –, pflanzte im Beisein von Mitarbeitern sowie Mitbegründern der Stiftung Kreisau (Pater Adam Żak SJ und Annemarie Cordes) eine Gedenkeiche. 

Am 23. Oktober wurde in Kreisau der 5. Niederschlesische Bürgerkongress veranstaltet. In dem größten Raum der gesamten Anlage berieten dabei ein weiteres Mal Vertreter von Nichtregierungsorganisationen. Rund 350 Personen verfolgten zunächst die von unseren Gästen gehaltenen Reden und nahmen anschließend an thematischen Podiumsdiskussionen teil. Der Jubiläumskongress  bot eine Gelegenheit dazu, den 30. Jahrestag der Gründung der Stiftung Kreisau zu feiern.

Die Feiern zum 30. Jahrestag der Versöhnungsmesse in Kreisau hatten einen internationalen und zugleich ökumenischen Charakter. Die Jubiläumsfeierlichkeiten begannen mit einer feierlichen Messe unter dem Vorsitz des Erzbischofs Alfons Nossol, mit der an die Ereignisse vom 12. November 1989 erinnert wurde. Anschließend wurden die an die Teilnehmer der Veranstaltung gerichteten Grußbotschaften des Ministerpräsidenten Mateusz Morawiecki sowie der Bundeskanzlerin Angela Merkel verlesen. Die Feiern wurden von einer zweitägigen, internationalen Tagung unter dem Titel „30 Jahre deutsch-polnische Versöhnung. Die kommunale Dimension der Verständigung“ (12.-13. November) begleitet, die dem geistigen Erbe der deutsch-polnischen Annäherung und deren Bedeutung für die Zusammenarbeit zwischen den Ländern gewidmet war.

Gegen Ende des Jubiläumsjahres (6.-7. Dezember) fand in der Stiftung Kreisau ein feierliches Gremientreffen statt. Den Abschluss der Feierlichkeiten wird dann im Januar ein Integrationstreffen der Mitarbeiter und Freiwilligen bilden, die für die Stiftung Kreisau in den drei Jahrzehnten, die wir gefeiert haben, tätig waren.

Das Jubiläumsjahr ist noch nicht zu Ende, somit ist es auch zu früh, um eine Bilanz zu ziehen und alles Revue passieren zu lassen. Dennoch möchte ich schon jetzt meine Freude und Dankbarkeit zum Ausdruck bringen – für die Begegnungen mit all denen, die sich dazu entschlossen haben, uns zu begleiten, für deren Gegenwart und Unterstützung. Für die zuletzt genannte Unterstützung möchte ich mich insbesondere bei den Mitgliedern unserer Gremien und der Partnerorganisationen bedanken. Ich danke den Mitarbeitern der Stiftung Kreisau für deren Mühen und die Kraft, die sie aufwenden mussten, um die einzelnen Veranstaltungen zu organisieren. Ich danke denjenigen, die in der schwierigen Zeit der Krise – der Krise der europäischen Idee, der liberalen Demokratie, angesichts der Klimagefahren – mit uns zusammengekommen sind, sich davor nicht scheuten, über die Vergangenheit und die Zukunft nachzudenken und sich rund um gemeinsame Werte vereinen wollten.

Dr. Robert Żurek
Geschäftsführender Vorstand
der Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung

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